Für Lebensqualität & Wertschöpfung innerhalb der planetaren Grenzen

Als Menschheit verbrauchen wir zusammen zu viele Ressourcen. Diese Übernutzung der Erde führt zu ökologischen aber auch wirtschaftlichen Problemen. Ressourceneffizienz und Kreislaufwirtschaft sind deshalb nicht nur ein Gebot des Umweltschutzes, sondern erhöhen die Wettbewerbsfähigkeit von Betrieben und Standorten. Deshalb brauchen wir neben der Energie- und Mobilitätswende auch eine Ressourcenwende mit dem Ziel Lebensqualität und Wertschöpfung innerhalb der planetaren Grenzen!

Globales Ressourcenproblem: Wir bräuchten drei Erden 

Als Menschheit verbrauchen wir zusammen zu viele Ressourcen – im Jahr 2017 global bereits 92 Mrd. Tonnen, mit stark steigender Tendenz. Das sind 240 % mehr als noch in den 1970er Jahren und weit mehr als die Kapazität des Planeten zur Reproduktion dieser Ressourcen beträgt. Österreich gehört zu jenen Ländern mit den höchsten Ressourcenverbräuchen je Bürger. Würde die ganze Welt so leben wie wir, bräuchten wir wohl drei Erden und mehr.  Damit erzeugen wir aber nicht nur viele Waren, sondern auch Abfälle und Emissionen. Denn nur knapp 10 % aller verbrauchten Rohstoffe bleiben nach der Nutzung langfristig im Wirtschaftskreislauf. Der Rest wird entweder vorübergehend angesammelter Bestand oder Abfall. Das ist nicht nachhaltig, schadet der Regenerationsfähigkeit der Erde und führt zu Problemen wie Klimakrise, Artensterben und dem Überschreiten weiterer planetarer Belastungsgrenzen

Die natürlichen Ressourcen: Die vergessene Hälfte der Nachhaltigkeit

Die Verringerung unseres Ressourcenverbrauchs stellt, neben dem bereits politisch forcierten Umbau des Energie- und Mobilitätssystems, eine der größten Herausforderungen unserer Gesellschaft dar. Denn für eine langfristig nachhaltige Entwicklung sind der Einsatz erneuerbarer Energien und Energieeffizienz zwar zentral, aber nicht ausreichend. Zusätzlich zu Energiewende und Mobilitätswende braucht es aber eine Ressourcenwende, wenn wir das Ziel Klimaneutralität erreichen  wollen. Für diese Entkoppelung von wirtschaftlicher Entwicklung und Ressourcenverbrauch muss folgendes geschehen: 

  • Der Wirtschaft muss es gelingen, Produkte und Dienstleistungen mit einem Bruchteil der heutigen Ressourcen zu erzeugen, 
  • die Konsumenten müssen bereit sein, ihr Konsumverhalten und ihren Lebensstil grundlegend zu verändern 
  • und der Staat hat Rahmendbedingungen zu schaffen, die ein nachhaltiges und ressourcenschonendes Produzieren und Konsumieren möglich und lohnend machen.

Unter dem Begriff „Ressourcen“ sind dabei die natürlichen Ressourcen zu verstehen, also Wasser, Boden, Luft, Biodiversität, Ökosystemdienstleistungen sowie im Besonderen die erneuerbaren und nicht-erneuerbaren Rohstoffe (Metalle, nicht-metallische Mineralstoffe, fossile Energieträger, Biomasse). Letztere ist sowohl als Nahrung und Futtermittel, als auch für die stoffliche und energetische Nutzung im Zuge des Ausstiegs aus fossilen Rohstoffen und Energieträgern (Bioökonomie) von besonderer Bedeutung.

Wirtschaftliche Chance

Der zu große Ressourcenverbrauch ist aber nicht nur ein ökologisches, sondern auch ein ökonomisches Problem. Unternehmen sind mit Herausforderungen wie Ressourcenknappheit, Preisschwankungen und hohen Materialkosten konfrontiert. In den meisten Branchen sind die Materialkosten von größerer Bedeutung wie die Energiekosten. Ressourceneffizienz und Kreislaufwirtschaft bieten die Chance den Ressourcenverbrauch österreichischer Betriebe zu reduzieren. Damit werden einerseits negative Umweltauswirkungen wertschöpfender Aktivität reduziert, andererseits aber auch Kosten minimiert und so die betriebliche Wettbewerbsfähigkeit erhöht. Ein geringerer Ressourceneinsatz ist nicht nur aus Perspektive des Umweltschutzes wichtig, sondern Zeichen einer zukunftsgewandten innovativen Wirtschaft.

Langfristiges Ziel der Ressourcenwende ist dabei die Entkoppelung von wirtschaftlicher Aktivität und Umweltverbrauch. So soll langfristig ein Gesellschafts- und Wirtschaftssystem entstehen, das mit weniger Primärressourcen auskommt – und damit weniger Energie, Wasser, Transporte und Fläche verbraucht – und in dem an die Umwelt keine Abfälle und Emissionen abgegeben werden. Zusammengefasst bedeutet dies folgendes Ziel: Wertschöpfung, Wohlstand und ein gutes Leben für alle bei gleichzeitiger Erhaltung der Natur, unter anderem mit reicher Artenvielfalt, fruchtbaren Böden, ertragreichem Land, intakten Meeren, frischem Wasser und sauberer Luft!  

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Status Quo; Bildnachweis: RFA
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Ökologische Probleme; Bildnachweis: RFA
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Ökonomische Probleme; Bildnachweis: RFA

Lösungsansätze für die Ressourcenwende

Dies geht nur, wenn wir auf Ressourceneffizienz („weniger ist mehr“) durch Kreislaufwirtschaft („Materialkreisläufe schließen“) und Bioökonomie (“Ersatz von fossilen Rohstoffen durch nachwachsende Rohstoffe”) setzen. Mit diesen Schlagworten gemeint sind voneinander abhängige Lösungsansätze für die aktuelle, nicht nachhaltige Art wie wir Leben und Wirtschaften.

Ressourceneffizienz

Ressourceneffizienz bezeichnet hier die effiziente Nutzung von natürlichen Ressourcen (u.a. erneuerbare und nicht erneuerbare Primärrohstoffe, Energie, Luft, Wasser, Fläche) in Form von Roh- und Hilfsstoffen bei gleichbleibendem oder gestiegenem Nutzen (Produkt, Funktion). Strategien für die Steigerung der Ressourceneffizienz sind die Optimierung der Herstellungsprozesse, die Verwendung neuer Techniken, der Einsatz neuer Werkstoffe, ein ressourcenschonendes Produktdesign, ein verbessertes Werkstoffrecycling durch interne wie betriebsübergreifende Kreislaufführungen, eine ausgeprägte Qualitätssicherung sowie neue Geschäftsmodelle, die auf die Optimierung der Nutzungsphase abzielen. Ressourceneffizienz reduziert betriebliche Materialkosten, erhöht so die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen und ist Zeichen einer innovativen Wirtschaft. 

Kreislaufwirtschaft

Mit Kreislaufwirtschaft ist ein regeneratives Wirtschaftssystem gemeint, das auf den minimierten Einsatz von Ressourcen und die Entstehung von Abfällen, Umweltverschmutzung und Kohlenstoffemissionen ausgerichtet ist. Alle im Wirtschaftskreislauf eingesetzten Rohstoffe werden nicht am Ende der Lebensdauer als Abfall ausgeschieden, sondern immer wieder genutzt. Um dies zu erreichen, wird in der Kreislaufwirtschaft auf drei zentrale Prinzipien gesetzt: Die ressourceneffiziente Herstellung und reduzierte Nutzung von Produkten und Infrastruktur, deren verlängerte Lebensdauer sowie das Schließen von Materialkreisläufen. Alle „Abfälle“ aus dem „biologischen Kreislauf“ sollen zu „Nahrungsmitteln“ für einen anderen Prozess oder für die Natur, z. B. Kompost werden. Alle Stoffe im „technischen Kreislauf“ sollen möglichst lange genutzt werden: entweder als Produkt oder als rückgewonnene Ressource für einen anderen industriellen Prozess.  Dieser regenerative Ansatz steht im Gegensatz zur traditionellen linearen Wegwerf-Wirtschaft, die ein Produktionsmodell von „Nehmen, Machen, Beseitigen“ hat. In der Kreislaufwirtschaft werden Produkte hingegen wiederverwendet, repariert, wiederaufbereitet und Stoffe recycelt, um ein geschlossenes, nachhaltiges System zu schaffen. In diesem werden die natürlichen Ressourcen so eingesetzt, dass möglichst wenig Material für die Befriedigung eines menschlichen Bedürfnisses benötigt wird (Effizienz). Für erneuerbare Ressourcen gilt: Alle Abfälle sollen zu Nährstoffen für einen anderen Prozess oder für die Natur werden und so zur Vereinbarkeit von menschlicher Produktion und Natur (Konsistenz) beitragen. Für nicht-erneuerbare Rohstoffe gilt, alle Stoffe sollten möglichst lange genutzt werden: entweder als Produkt oder als rückgewonnene Ressource für ein neues Gut. Neben dem Schließen und Verlangsamen von Stoff- und Energiekreisläufen braucht es in einer Kreislaufwirtschaft aber auch eine absolute Reduktion des Ressourcenverbrauchs (Suffizienz).

Grundsätze und Prinzipien der Kreislaufwirtschaft

Die Umsetzung der Kreislaufwirtschaft kann über unterschiedliche Strategien erfolgen. Die aktuelle Kreislaufwirtschaftsstrategie des BMK benennt folgende, in die drei Grundsätzen der Kreislaufwirtschaft untergliederte Strategien:

  • Intelligent nutzen: Die intelligente Nutzung und Herstellung von Produkten und Infrastruktur kann über: Refuse (Produkte werden überflüssig, der Produktnutzen wird anders erbracht), Rethink (Produkte intensiver nutzen durch teilen (sharing, ohne sie zu erwerben) und Reduce (Ressourceneffizienz steigern und den Einsatz von natürlichen Ressourcen und Materialien reduzieren)
  • Lebensdauer verlängern: Die Lebensdauer von Produkten, Komponenten und Infrastruktur kann verlängert werden durch: Reuse (funktionsfähige Produkte wiederverwenden), Repair (Produkte warten und durch Reparatur weiternutzen), Refurbish (alte Produkte aufarbeiten und auf den neuesten Stand bringen), Remanufacture (Teile aus defekten Produkten für neue Produkte nutzen) und Repurpose (Teile aus defekten Produkten für neue Produkte nutzen, die andere Funktionen erfüllen).
  • Im Kreis führen: Materialien werden im Kreis geführt durch Recycle (Aufbereiten von Materialien und sie wieder in den Materialkreislauf zurückzuführen). Erst am Ende sollte Recover (die thermische Verwertung mit Energierückgewinnung) stehen.

Wichtig ist, dass Kreislaufwirtschaft nicht ausschließlich als hochtechnologisches Recycling und Industriethema verstanden wird. Denn die bestehenden Probleme der Wegwerfgesellschaft sind nicht nur technologisch und per inkrementeller Innovation zu bewältigen. Nein, Kreislaufwirtschaft ist hingegen eine gesamtgesellschaftliche Transformation, ein Lernprozess von Produzent:innen, Konsument:innen und Politik, also der ganzen Gesellschaf und ein Prozess der sowohl technologischer wie auch sozialer Innovation bedarf. Und deshalb muss Kreislaufwirtschaft in die Mitte der Gesellschaft getragen werden.

 

Bildung

Bildung ist ein zentraler Schlüssel für die Umsetzung der Ressourcenwende. Als gesellschaftliche Transformation braucht sie Wissen in allen gesellschaftlichen Bereichen. Möglichst auf allen Ebenen des Schulsystems inklusive der Elementarpädagogik, aber auch in Betrieben, Vereinen, Verwaltung und Politik muss die Bevölkerung über die eigene Rolle und die großen Zusammenhänge sensibilisiert werden. Bildung muss dabei einerseits als lebenslanger, sowie alle Gesellschaftsbereiche tangierender Prozess verstanden werden und andererseits theoretische und strategische Zugänge mit praxisnaher Vermittlung, Technologie und Anwenderwissen verknüpft sein. Am schonenden Umgang mit heimischen Ressourcen muss sich die gesamte Gesellschaft beteiligen, nur so schaffen wir die Ressourcenwende! 

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Ziel: Ressourcenwende; Bildnachweis: RFA
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Grundsätze & Prinzipien; Bildnachweis: RFA

Ressourcenwende aktuell in Österreich – Daten und Fakten

Der steigende Ressourcenverbrauch ist ein globales Problem. Aber tragen auch alle Erdenbürger gleich zu diesem Ressourcenverbrauch bei? Nein, bei der Bandbreite des Pro-Kopf-Ressourcenverbrauchs liegt Österreich im internationalen Vergleich unter jenen Ländern mit dem größten Ressourcenverbrauch. Der Materialverbrauch eines durchschnittlichen Österreichers lag 2018 bei 19 Tonnen pro Jahr und damit auch deutlich über dem europäischen Durchschnitt (BMK 2020). Der größte Teil davon entfällt auf nicht-erneuerbare Materialien, insbesondere nicht-metallische Mineralstoffe. Betrachtet man den gesamten Materialfußabdruck (jener Ressourcenverbrauch, der durch unseren Konsum auch in anderen Teilen der Welt entsteht), verbraucht ein durchschnittlicher Österreich sogar 33 Tonnen im Jahr. Das übersteigt deutlich die planetaren Grenzen. Würde die Welt so leben wie Österreich, bräuchte man vier Planeten, hat das Global Footprint Network berechnet. Dies liegt unter anderem am relativen Wohlstand, dem Vorherrschen bestimmter Wirtschaftszweige, der Ausstattung mit natürlichen Ressourcen, der großen Bedeutung der Vieh- und Forstwirtschaft und einer topographiebedingt materialaufwendigeren Bauweise. Zwar konnte Österreich seine Ressourcenproduktivität in den letzten deutlich steigern, aber noch immer weist Österreich ein nicht nachhaltiges Wirtschaftssystem auf, dessen Kreislaufwirtschaft wie auch in den meisten Ländern Europas noch in den Kinderschuhen steckt. Nur ein geringer Teil von unter 10% der Ressourcen werden im Kreis geführt, der größte Teil wird in den gesellschaftlichen Beständen akkumuliert. Noch immer zu viel geht in Form von Abfällen und Emissionen für immer verloren!

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Ressourcennutzung in Österreich; Bildnachweis: RFA
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Ressourcenwende in Österreich; Bildnachweis: RFA

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