Der Wandel: Kreislaufwirtschaft als Wirtschaftsmotor
Bei einem Empfang des Seebrunner Kreises am 22. Oktober 2025 sprach Florian Iro, Präsident des Ressourcen Forum Austria und Geschäftsführer der Erdal GmbH, über die wirtschaftliche Bedeutung der Kreislaufwirtschaft.
Gemeinsam mit Landeshauptfrau Karoline Edtstadler und zahlreichen Vertreter:innen aus Wirtschaft und Politik diskutierte er Zukunftsstrategien für den Wirtschaftsstandort Österreich.
Transformationskrise
„Die Wirtschaft und die Umwelt in fünf Minuten zu retten, ist eine scheinbar unlösbare Aufgabe.“ Mit diesen Worten begann Florian Iro seine Keynote – und erinnerte daran, dass genau solche „unmöglichen Aufgaben“ das tägliche Brot von Unternehmer:innen seien. Er verwies auf die aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen, die Christian Helmenstein, Chefökonom der Industriellenvereinigung und Vorstandsmitglied im Ressourcen Forum Austria, jüngst wie folgt beschrieben hatte: Österreich befindee sich in einer Transformationskrise – mit sinkendem realen BIP und rückläufiger Wettbewerbsfähigkeit. Rang 189 in den globalen Wachstumsperspektiven zeige großen Handlungsbedarf. Doch statt in Krisenrhetorik zu verfallen, richtete Iro den Blick nach vorn: „Wir sind die Vordenker. Und als solche sprechen wir über Zukunftsstrategien, die heute schon funktionieren – eine davon ist die Kreislaufwirtschaft.“
Kreislaufwirtschaft: Vom Recycling-Mythos zur Standortstrategie
„Wenn wir über Kreislaufwirtschaft sprechen, denken viele an Recyclingtonnen und Umweltauflagen. Doch das greift zu kurz – das ist das Verständnis von gestern“, betonte Iro. „Kreislaufwirtschaft ist keine grüne Pflicht, sondern eine wirtschaftliche Strategie für Standort- und Versorgungssicherheit. Heute geht es um Wettbewerbsfähigkeit und Kosteneffizienz – kurz: um Zukunftssicherung für den Standort.“ Seine zentrale Botschaft: „Wer heute Ressourcen im Kreis führt, führt morgen Märkte an.“
Versorgungssicherheit, Risikoabsicherung und Wertschöpfung
Das lange vor allem mit Umweltargumenten forcierte Thema Ressourcen ist gerade unter den aktuellen Bedingungen aber auch aus folgenden drei wirtschaftlichen Gründen hochrelevant:
- Versorgungssicherheit und strategische Unabhängigkeit: Österreich importiert rund 75 % seiner Primärrohstoffe – viele aus geopolitisch instabilen Regionen. Durch Wiederaufbereitung, Reparatur und längere Produktlebensdauer schaffen wir unsere eigene Rohstoffbasis. Kreislaufwirtschaft heißt, strategische Autonomie zurückzugewinnen – nicht durch Abschottung, sondern durch Effizienz. Beispiel: In der Industrie können Bauteile durch Reuse und Refurbishment mit 60–80 % weniger Ressourceneinsatz wiederverwendet werden.
- Kosten- und Risikoabsicherung: Materialkosten machen über 40 % der Gesamtkosten in der produzierenden Wirtschaft aus – deutlich mehr als Energiekosten. Unternehmen, die Stoffströme im Kreis führen, senken nicht nur Kosten, sondern auch Preisrisiken, die durch globale Lieferketten entstehen. Wer Kreisläufe schließt, öffnet seine Bilanz für Stabilität.
- Wertschöpfung und Beschäftigung in Europa: Kreislaufwirtschaft bringt Arbeitsplätze und Know-how zurück: Reparaturdienstleistungen, Materialaufbereitung, Produktdesign für Kreisläufe oder Re-Use-Engineering. Statt Wertschöpfungsexport durch lineare Lieferketten setzen wir auf ‚Wertschöpfung Backshoring‘ – eine neue Innovationsökonomie, die besonders Mittelstand und Handwerk stärkt.
Vom Wollen zum Tun – Wirtschaft & Politik gemeinsam
„Für Unternehmen gibt es längst Werkzeuge und Plattformen“, erklärte Iro. Etwa Design for Circularity, Materialeffizienz, Nutzung von Sekundärrohstoffen oder Tools wie den Kompass Kreislaufwirtschaft. „Es geht darum, das eigene Ökosystem zu verstehen und Kooperationen entlang der Wertschöpfungskette aufzubauen – von der Produktion über das Service bis zur Rücknahme.“ Von der Politik forderte er planbare Rahmenbedingungen statt kurzfristiger Förderlogik, Investitionsanreize für Rückführungsprozesse, eine digitale Stoffstrom-Transparenz und eine vernetzte Re-Use-Infrastruktur: „Wir brauchen keine Ideologie und keine Verbote, sondern Verlässlichkeit für eine ökonomische Ressourcenwende.“
Fazit: Wirtschaft und Umwelt – kein Widerspruch
„Bei der Ökologie machen Unternehmen nur dann mit, wenn es wirtschaftlich Sinn macht – daher Kreislaufwirtschaft.
Und Verbraucher:innen nur dann, wenn sie auf nichts verzichten müssen – daher Kreislaufwirtschaft.
Und so haben wir dann doch die Wirtschaft und die Umwelt in fünf Minuten gerettet“, schloss Iro mit einem Schmunzeln.
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(23.10.2025)



