Farbe im Kreislauf.
Welche Rolle spielen Vermeidung, Wiederverwendung und Recycling bereits heute für Österreichs Malereibetriebe und welche zukünftigen Möglichkeiten bietet die Kreislaufwirtschaft für die österreichischen Maler:innen in der Zukunft? Diese Frage stellten sich ausgewählte Meister:innen bei einem bundesweiten Workshop organisiert von der Fachzeitschrift Farbenkreis und dem Ressourcen Forum Austria. Die Ergebnisse dieses spannenden Austausches stellte Andreas Van-Hametner, Geschäftsführer des Ressourcen Forum Austria Mitte September bei der Fachgruppentagung der Maler und Tapezierer der Wirtschaftskammer Burgenland einem interessierten Fachpublikum vor.
Ressourcen im Malerhandwerk
Welche Ressourcen sollen für eine Kreislaufwirtschaft im Malerhandwerk überhaupt im Kreis geführt werden? Im Malerhandwerk kommen eine Vielzahl an Rohstoffen zum Einsatz, die unterschiedliche Funktionen übernehmen. Zu den wichtigsten Bindemitteln zählen Kalk, Wasserglas, Acrylharze, Polyvinylacetat sowie pflanzliche Öle. Sie sorgen für die Haftung der Beschichtungen und beeinflussen deren Beständigkeit. Pigmente und Füllstoffe wie Titandioxid, Eisenoxide, Calciumcarbonat, Quarzmehl und Talkum dienen hingegen dazu, Farben einzustellen, Deckkraft zu erzeugen und die mechanischen Eigenschaften der Beschichtungen zu verbessern. Ergänzt werden diese Grundstoffe durch Additive und Lösungsmittel, etwa Verdicker, Stabilisatoren, Entschäumer, Konservierungsmittel und verschiedene Lösemittel, die Verarbeitung und Haltbarkeit der Produkte sichern. Aus Perspektive von Importabhängigkeiten sind viele Rohstoffe als kritisch einzuschätzen: Erdöl ist beispielsweise die Basis vieler Bindemittel, Lösungsmittel und Verpackungen. Es wird unter anderem für Acrylharze, Alkydharze, Polyurethane und Epoxidharze genutzt, ebenso für lösungsmittelhaltige Produkte, Additive zur Verbesserung von Kratzfestigkeit und UV-Schutz sowie für Verpackungsmaterialien und Rußpigmente. Auch mineralische Rohstoffe wie Titandioxid, Chromoxide und Kobalt gelten als sensibel, da ihre Verfügbarkeit ebenso stark von Importen abhängt und sie zudem preislichen Schwankungen unterliegen.
Der Kreislauf als Business
Kreislaufwirtschaft ist für Malereibetriebe kein Selbstzweck, sondern ein wirtschaftlicher Hebel. Mit der Umsetzung von Maßnahmen für mehr Kreislaufwirtschaft lassen sich folgende Vorteile erreichen:
- Durch Kreislaufwirtschaft können Betriebe ihre Kosten senken: Sie benötigen weniger Material, Werkzeuge und Maschinen haben längere Lebenszyklen. In der Kostenstruktur des Handwerks entfallen fast die Hälfte der Ausgaben auf fertig bezogene Waren sowie Hilfs- und Betriebsstoffe. Energiekosten werden stark beachtet, spielen jedoch im Vergleich eine kleinere Rolle. Für das Malerhandwerk liegen noch wenige Daten vor, Schätzungen gehen jedoch von einem Materialkostenanteil von rund 25 % der Gesamtkosten aus.
- Auch die Entsorgungskosten lassen sich reduzieren, indem Reststoffe genutzt und Verpackungen wiederverwendet werden.
- Darüber hinaus können Betriebe Risiken abfedern, da sie weniger abhängig von globalen Preisschwankungen bei u.a. Einsatzstoffen und Hilfsstoffen sind.
- Ein weiteres Plus sind die Wettbewerbsvorteile: Ein nachhaltiges Image stärkt die Kundenbindung und erleichtert die Teilnahme an Ausschreibungen.
- Der größte Hebel liegt in der konsequenten Nutzung von Kreislaufwirtschafts-Geschäftsmodellen.
Konkrete Handlungsfelder
Die Umsetzung der Kreislaufwirtschaft im Malerhandwerk lässt sich in sechs zentrale Handlungsfelder gliedern: Organisation, Geschäfts-modell, Wissen & Kunden, Einsatzstoffe (Materialien & Farben), Hilfsstoffe & Verbrauchsmaterialien, Werkzeuge, Maschinen & Anlagen sowie Gebäude, Energie & Mobilität. In diesen Handlungsfeldern gibt es Möglichkeiten die Kreislaufwirtschafts-Prinzipien: Vermeidung, Wiederverwendung und Recycling anzuwenden. Beispielsweise können Malereibetriebe Kreislaufwirtschaft durch folgende Maßnahmen umsetzen (Auszug):
- Zuständigkeiten, Transparenz & gemeinsame Ziele: Stellen Sie sicher, dass klare Zuständigkeiten für den Bereich Ressourcen & Kreisläufe bestehen. Messen und bewerten Sie Materialflüsse sowie anfallende Abfälle, berechnen Sie Materialeinsparungen immer auch finanziell. Setzen Sie sich Ziele zur Verbesserung und Einsparung („Null Verschwendungs“-Challenge o.ä) und kommunizieren Sie diese und auch an ihre Mitarbeiter:innen (Teamboard, etc).
- Branchenkooperationen: Kooperieren Sie sowohl beim Maschinenkauf (Maschinen-Pooling), als auch im Umgang mit Restfarben und -lacken mit anderen Malereibetrieben. Bilden Sie Tauschringe für Reststoffe (zB über Instant-Messenger-Dienste oder geeignete Plattformen. Organisieren Sie zudem überbetriebliche Rücknahmesysteme für Gebinde.
- Restfarben nutzen: Sieben Sie Farbreste und nutzen dieses selbst zB als Grundierung. Alternativ können Sie Restfarben unter Kolleg:innen tauschen, intern weitergeben oder für karitative und kreative Anwendungen spenden.
- Überbetriebliche Sammelsysteme: Nutzen Sie überbetriebliche Rücknahmeprogramme für Leergebinde.
- Wiederverwendbare Abdeckmaterialien & Klebebänder testen und einführen (z. B. Mehrfach-Tapes, Vlies).
- Pflege & Wartung: Waschen Sie Roller, Bürsten & Pinsel aus und nutzen diese mehrfach. Schaffen Sie Anreize zur Pflege durch Anwendung eines Bonus/Malus-Systems für Mitarbeitende in Bezug auf die Abnutzung (Anreiz zur Pflege). Forcieren Sie die Werkzeugreparatur statt dem Neukauf von Werkzeug.
- E-Scooter und Lastenräder sind eine gute Alternative für kurze Wege, kleine Baustellen und Lehrlingsbesorgungen.
- Und viele mehr.
Alle Handlungsoptionen finden Sie im Whitepaper „Farbe im Kreislauf“, welches Sie hier zum Download finden. Viele dieser Maßnahmen werden von österreichischen Betrieben gelebt. Deren Engagement und Interesse zeigt: Die Kreislaufwirtschaft ist auch im Malereigewerbe die Zukunft!
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(07.10.2025)



