Gewerbeflächen für Biodiversität
Anfang Juli lud das Ressourcen Forum Austria in Kooperation mit der EUREGIO Salzburg-Berchtesgadener Land-Traunstein, dem Berchtesgadener Land Wirtschaftsservice und der Industriellenvereinigung Salzburg zum Austausch samt Betriebsführung in die Biogena Good Health World nach Koppl. Thema: Die naturnahe Gestaltung von Gewerbeflächen.
Biodiversitätskrise auch in Österreich
Neben der Klimakrise ist das globale Artensterben eine der großen ökologischen und gesellschaftlichen Herausforderungen. Seit 1970 gibt es gemäß Living Planet Index weltweit einen Rückgang der Biodiversität um 60%. Auch in Österreich liegt eine starke Gefährdung vieler Arten vor. Am stärksten betroffen sind Reptilien und Amphibien aber auch jede dritte Vogelart und jedes vierte Säugetier ist davon betroffen. Um die Vielfalt der Arten zu erhalten, müssen auf allen Ebenen Maßnahmen gesetzt werden. Die naturnahe Gestaltung von Gewerbeflächen kann einen großen Einfluss auf die Umwelt und die Artenvielfalt entfalten, stellen Gewerbeflächen doch einen nicht unwesentlichen Anteil eines jeden Gemeindegebiets dar. Dementsprechend groß war das Interesse an dieser grenzüberschreitenden Kooperationsveranstaltung das Unternehmen Biogena kennenzulernen.
Mikronährstoffe und Lebensraum für bedrohte Tiere auf höchstem Niveau
Biogena entwickelt, produziert und vertreibt Nahrungsergänzungsmittel und hat seinen zentralen Produktionsstandort seit 2021 in Koppl bei Salzburg, direkt neben der Markenerlebniswelt „BIOGENA Good Health World“. Der moderne Unternehmensstandort wurde nach den Prinzipien nachhaltiger Gestaltung errichtet. Während eines Rundgangs, geleitet von Julia Hagenauer, Felix Neumann und Raphael Freundlinger, konnten sich die Teilnehmer:innen selbst von den ökologischen Initiativen überzeugen. Die Anlage ist von ökologisch wertvollen Flächen umgeben, darunter ein 6.500 m² großes revitalisiertes Biotop, das als Lebensraum für bedrohte Tiere wie Amphibien und Schmetterlinge dient. Die Umweltgestaltung umfasst Blühwiesen, ein Biotop mit umgesiedelten Pflanzen (insbesondere des geschützten großen Wiesenknopfes) und Schmetterlingen (Wiesenknopf-Ameisenbläuling), begrünte Schallschutzwände und eine innovative Brücke die zwei Gebäudeteile verbindet, um geschützte Pflanzen am Boden zu erhalten. Die Pflege der geschützten Flächen, das nur einmal im Jahr gemäht wird, um die Symbiose zwischen dem Ameisenbläuling und Ameisenvölkern zu unterstützen, ist sehr aufwändig, wie Gärtner Martin Klaffenböck erläuterte. Zusätzlich wurden Maßnahmen gegen Flächenversiegelung getroffen und alle Dachflächen begrünt sowie Photovoltaik-Elemente am gesamten Dach und an den Fassaden installiert, um eine umweltfreundliche Energieversorgung sicherzustellen.
Gebäudetechnik und Holzbauweise
Ebenso spannend waren die architektonischen Nachhaltigkeitsmaßnahmen, die Biogena auf ihrem rund 27.000 m² großen Betriebsgelände umgesetzt hat. Der Gebäudebau erfolgte unter Verwendung von regionalem Tannen- und Fichtenholz, was nicht nur die regionale Wirtschaft unterstützt, sondern auch die Umweltbelastung durch Transportwege minimiert. Eine Wärmepumpenanlage mit Wärmerückgewinnung sorgt für eine effiziente Energieverwertung, und das gesamte Gebäude ist als Niedrigenergiegebäude konzipiert. Zudem kann die Luftfeuchtigkeit optimal reguliert werden, was zu einem gesunden Raumklima beiträgt. Für den Bau wurden biologische und umweltverträgliche Baustoffe verwendet.
Recycling, Wiederverwendung und Vegan als Mainstream
Biogena setzt zudem konsequent auf Recycling, Wiederverwendung und vegane Ernährung als Mainstream. Verpackungsmaterial wird als Füllmaterial für den Versand von Produkten wiederverwendet, wofür eine eigene Maschine angeschafft wurde, die sich rasch amortisiert hat. Die Verpackungensdosen für die Mikronährstoffe bestehen aus green PE (biobasiert), das aus Abfallmaterialien der Zuckerrohrproduktion gewonnen wird. Diese bieten Lebensmittelechtheit und gewährleisten Sicherheit ohne den Einsatz von Weichmachern. In den Biogena-Firmenbistros wird der Speiseplan umgedreht: Vegane Speisen sind die Norm, während Fleischgerichte zur Ausnahme werden und nur an manchen Tagen regionaler Fisch oder Fleisch angeboten wird.
Der Betriebsbesuch war eine wertvolle Gelegenheit, sich über praxisnahe Lösungen naturnaher Gestaltung sowie umweltschonender betrieblicher Ausrichtung auszutauschen und voneinander zu lernen.
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(05.08.2024)