Wieviel Kreislaufwirtschaft steckt in meinem Hof?
Das ist die zentrale Fragestellung des gerade in Ausarbeitung befindlichen Ressourcen Check für die Land- und Forstwirtschaft. Dabei handelt es sich um ein Projekt des Ländlichen Fortbildungsinstituts (LFI) und des Ressourcen Forum Austria im Auftrag des Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft.
Leichter Einstieg in die zirkuläre Zukunft
Den ersten Zwischenstand des Projekts stellte Projektleiterin Andrea Zetter Ende Juni bei der Agrar- und Forstwissenschaftlichen Konferenz des Ökosozialen Forums vor knapp 50 Expert:innen und Praktiker:innen vor. Der geplante Ressourcen Check bietet einen niedrigschwelligen Einstieg in die Auseinandersetzung mit Kreislaufwirtschaft-Handlungsfeldern, erzeugt ein Bewusstsein für die Breite des Themas und übersetzt Kreislaufwirtschaft für land- und forstwirtschaftliche Betriebe. Das zu entwickelnde digitale Self-Assessment-E-Learning-Tool wird online als E-Learning-Modul inklusive der Aufbereitung von Auswertungen in Form von Zirkularitäts-Scores sowie Handlungsempfehlungen ab Ende 2024 zur Verfügung stehen.
Vom Feld zur Zukunft – die Agrar- und Forstwissenschaftliche Konferenz 2024
Auf der Agrar- und Forstwissenschaftlichen Konferenz drehte sich auch diesmal wieder alles um die zirkuläre Zukunft der österreichischen Land- und Forstwirtschaft. Nach einer inspirierenden Eröffnung und Begrüßung durch Hans Mayrhofer, Ökosoziales Forum und Johannes Abentung, BML stellten Forscher:innen in kurzen Elevator Pitches ihre spannenden wissenschaftlichen Projekte vor, die mit ihren Erkenntnissen dazu beitragen werden, den Ressourcenverbrauch der österreichischen Land- und Forstwirtschaft zu reduzieren und die genutzten Ressourcen wieder zu verwenden oder zu verwerten. Den Pitch gewannen schließlich Projekte zur Produktion regionaler nachhaltiger Proteinquellen in Kreislaufanlagen (LeTe-Protein; Elisabeth Reiter, AGES), zur Verringerung von Lebensmittelabfällen und -verlusten in der Landwirtschaft (EssensWert; Gudrun Obersteiner, BOKU) sowie zu biobasierten Plattendämmstoffen aus Pilzzucht-Reststoffen (Myco-Insulation; Cornelia Rieder-Gradinger, Wood K Plus).
Kreislaufwirtschaftsförderungen und -visionär:innen
Im Anschluss stellte Sabine Dworak die aktuellen Fördermaßnahmen von FFG und Bund in punkto Kreislaufwirtschaft vor, ehe mit Elisabeth Winkler von PANNATURA und Bettina Muster-Slawitsch von AEE-Intec zwei Visionärinnen der Kreislaufwirtschaft zu Wort kamen. Elisabeth Winkler stellte in Vertretung von Raphael Meier die vielfältigen Ressourcenschutz-Aktivitäten von PANNATURA vor. Bettina Muster-Slawitsch präsentierte die Ansätze der Brauerei Gösser zur Proteingewinnung aus Lebensmittelreststoffen, in diesem konkreten Fall Trebersubstrat. In einem aktuellen Projekt werden via eines Protein Reaktors Aminosäuren über die Proteinhydrolyse aus dem Trebersubstrat extrahiert.
Bevor in drei spannenden Workshops alle Expert:innen aufgerufen waren zur Reduzierung von Verlusten in der Primärproduktion, nachhaltigen Proteinquellen in der Nutztierfütterung oder der Nutzung von Holzreststoffen in der Landwirtschaft ihr Wissen zusammen zu führen, diskutieren Thomas Guggenberger, Johannes Abentung, Josef Eisenschenk, Felicitas Schneider, Astrid Brunner und Martina Lepschi noch zu „Vom Wunsch zur Wirklichkeit. Kreislaufwirtschaft in der Land- und Forstwirtschaft 2040“. In der Diskussion betonten die Expert:innen die Notwendigkeit von Innovation und Bildung in der Landwirtschaft sowie die Bedeutung der Kreislaufwirtschaft. Thomas Guggenberger wies darauf hin, dass zukünftige Teams in der Landwirtschaft vielfältigere Kompetenzen benötigen und forderte von allen Akteure einen Blick auf die eigenen Ressourceneffizienzmöglichkeiten. Astrid Brunner hob die Bedeutung von Bildung für nachhaltiges Ressourcenmanagement hervor. Felicitas Schneider betonte die Notwendigkeit von Netzwerken und Infrastruktur, um Lebensmittelabfälle zu reduzieren, und die Rolle der Kaskadennutzung. Josef Eisenschenk erläuterte die verschiedenen Aspekte der Kreislaufwirtschaft in der Zuckerproduktion, während Martina Lepschi die strategische Ausrichtung der Modellregion Steirisches Vulkanland auf Bodenschutz, kaskadische Rohstoffnutzung und regionale Eiweißversorgung hin vorstelle.
Einig waren sich die Expert:innen zudem, dass Kreislaufwirtschaft kein kurzfristiger Trend, sondern eine langfristige Entwicklungsnotwendigkeit darstellt, die richtig ernst genommen nicht nur der Umwelt gut tut, sondern auch der Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Land- und Forstwirtschaft und der regionalen Lebensqualität zu Gute kommt.
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(02.08.2024)