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Die Chance Holz? Zielkonflikte um die Nutzung von Holz

Nachbericht zur Breakout-Session "Die Chance Holz?" im Rahmen des Fünften Nationalen Ressourcenforums mit Gregor Grill, proHolz Salzburg, Thomas ledermann, Bundesforschungszentrum Wald, Simone Schmiedtbauer, MdEP & Vizepräsidentin Ressourcen Forum Austria & Bernhard Windsperger, BioBASE

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Holz als Chance (Symbolbild); Bildnachweis: Arfan A/pexels.com

Holz ist einerseits der zentrale Rohstoff einer zukünftigen Bioökonomie (also einer fossilfreien Wirtschaft) und somit Ausgangspunkt vielfältiger Wertschöpfungsketten, andererseits nimmt der Wald als wichtiger Kohlenstoffspeicher und CO2-Senke eine bedeutende Rolle des Klimaschutzes ein. Aktuell steht dieser Zielkonflikt um Wald und Holznutzung aufgrund der europäischen Diskussion um die Außernutzungstellung (EU-Waldstrategie, Verordnung über entwaldungsfreie Produkte, Erneuerbaren- Energie-Richtlinie) im Fokus. Stehen Klimaschutz und Bioökonomie bei der Holznutzung in einem Zielkonflikt? Wie nachhaltig ist die Nutzung von Holz? Ob und wie sichert die Bewirtschaftung den Wald von morgen? Wie wird und sollte zwischen primärer und sekundärer Biomasse unterschieden werden? Diese Fragen diskutierten Expert:innen am Fünften Nationalen Ressourcenforum.

Auswirkung des Klimawandels auf die THG-Bilanz des Waldes

Thomas Ledermann stellt in einem Impulsbeitrag die Studie „Care for Paris – Wald – Holz – Klima“ vor. Der österreichische Wald, dessen Bewirtschaftung und die stofflich und energetisch verwendeten Holzprodukte spielen eine wichtige Rolle in der Treibhausgas-Bilanz. Die Senkenwirkung des Waldes ist jedoch begrenzt, so Ledermann. Der größere Hebel für den Klimaschutz ist der Ersatz fossiler Rohstoffe und Energieträger durch Holz (stofflich und energetisch) sowie die damit vermiedenen Emissionen. Es ist dringend notwendig, die Pariser Klimaziele einzuhalten, weil stärkere Klimawandelfolgen die Treibhausgas-Bilanz des Waldes deutlich verschlechtern werden und der Wald zusätzlich zum atmosphärischen Treibhausgasanstieg beitragen wird. Zudem macht eine Reduktion des Holzvorrats und der Holznutzung durch Klimawandel und -anpassung die ersatzweise Verwendung von fossilen Rohstoffen notwendig und erhöht auch derart die fossilen Treibhausgas- Emissionen.

Zielkonflikte bei der Holznutzung?

Simone Schmiedtbauer gewährte mit Ihrem Beitrag zu den “vielfältigen Nutzungsarten von Holz – Zielkonflikte oder sich ergänzende Puzzleteile im Wandel zu einer grüneren Zukunft“ Einblick in die europapolitische Diskussion in Brüssel. Schmiedtbauer betonte, dass der achtsame Umgang mit Ressourcen für Land- und Forstwirt:innen Priorität habe, schließlich spüren diese auch als erste die Auswirkungen des Klimawandels. Sie sind sowohl Hauptbetroffene als auch wichtige Partner:innen für ein Umdenken. In Österreich gibt es seit Generationen eine nachhaltige Forstwirtschaft, die durch Projekte wie das 44 Meter hohe Holzhaus in Wien auch international Beachtung findet. Die Nutzung von Biomasse als nachhaltige Energiequelle ist unerlässlich, um eine Abhängigkeit von russischem Gas zu verringern. Auch das Europäische Parlament, so Schmiedtbauer, habe nun umgeschwenkt und betrachte nach wie vor Biomasse als nachhaltige Energiequelle. Pellets bieten sich als natürliches Nebenprodukt dafür an. Knapp 40 % der Bevölkerung heizen aktuell mit Holz. Angesichts des Klimawandels ist eine aktive und verantwortungsvolle Waldbewirtschaftung von großer Bedeutung, um die negativen Auswirkungen auf Wälder zu mildern. Eine Außernutzungsstellung erachtet sie nicht als Allheilmittel, auch wenn dies auf EU-Ebene aktuell stark diskutiert wird. Die Wiederherstellung der Natur erfordert Innovation und die Wissenschaft als Partner.

Holz als Rohstoffquelle der Bioökonomie

Bernhard Windsperger von Biobase, einem Innovationslabor für Bioökonomie und Kreislaufwirtschaft und Teil von Bioeconomy Austria, zeigte auf Basis der Ergebnissen eines breiten Stakeholderdialogs auf, wie eine gezielte sachliche Bewirtschaftung dabei helfen kann Nutzungskonflikte zu lösen. Es wurde festgestellt, dass sowohl ein großes monetäres als auch arbeitsplatzbezogenes Potenzial vorhanden ist und dass die vermehrte Nutzung von Holz zur Substitution und Reduzierung von CO2-Emissionen führen kann. Die Förderung der Nutzung von Altholz und eine erhöhte Verwendung von Altpapier sind ebenfalls wichtige Aspekte. Zukünftige Workshops zur holzbasierten Bioökonomie werden weiterhin mit Teilnehmer:innen aus Wirtschaft, Wissenschaft, Gesellschaft und Politik stattfinden, um Produktinnovationen und branchenübergreifende Kooperationen voranzutreiben. Die geopolitische Lage im Sommer 2022 hat gezeigt, dass die Sicherstellung einer quantitativen und qualitativen Versorgung oberste Priorität hat. Es werden Materialersparnisse angestrebt, wie beispielsweise die stoffliche Verwertung von Lignin anstelle dessen Verbrennung. Eine Verschiebung der Materialströme und die verstärkte stoffliche Nutzung von Materialien wie Strauchschnitt sind ebenfalls Aspekte, auch wenn sie von niedrigerem Wert sind.

Take Home Messages
  • Eine nachhaltige Holznutzung erfordert die Vermeidung und Lösung von Zielkonflikten, um ökologische, ökonomische und soziale Ziele in Einklang zu bringen.
  • Stoffliche Nutzung vor energetischer Verwertung: Priorität sollte der stofflichen Nutzung von Holz gegenüber der energetischen Verwertung gegeben werden, um eine positive Wirkung auf die Treibhausgas-Bilanz zu erzielen.
  • Zusammenarbeit und Innovation: Eine enge Zusammenarbeit zwischen Land- und Forstwirt:innen, Wissenschaft, Politik und Gesellschaft sowie die Förderung von Innovationen sind entscheidend, um eine nachhaltige Holznutzung voranzutreiben und ihre Potenziale für die Bioökonomie zu erschließen.
Fünftes Nationales Ressourcenforuma
  • Dieser Text ist eine Zusammenfassung einer Breakout-Session am Fünften Nationalen Ressourcenforum, welches im Mai 2023 in Salzburg stattfand. Mehr Informationen zum Fünften Nationalen Ressourcenforum finden Sie hier.

in Kooperation mit proHolz Salzburg, Bioeconomy Austria und BioBASE

(25.08.2023)

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