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GemeindenProduzierende Wirtschaft

Flächen-Recycling

Nachbericht zur Breakout-Session "Flächen-Recycling" im Rahmen des Fünften Nationalen Ressourcenforums mit Susan Kraupp, SK Stadtplanung, Sabine Rabl-Berger und Martha Wepner-Banko, Umweltbundesamt & Ralf Wunderer, die Landschaftsplaner.at

Seit einem halben Jahr gibt es den Brachflächen-Dialog, ein mehrjähriges Programm des Klimaministeriums, mit dem Ziel gewerbliche und industrielle Brachflächen wieder zu nutzen und somit den jährlichen Bodenverbrauch zu reduzieren. Der Brachflächen-Dialog beinhaltet eine Förderung, Bildungsformate, eine Beratungsschiene, den Brachflächen- Gipfel und die Zusammenarbeit mit jungen Forscher:innen. Im Rahmen der Session „Flächen-Recycling“ wurde die Förderung Flächen- Recycling vorgestellt. Ein aktueller Förderwerber berichtete über sein Vorhaben und ein bereits umgesetztes Flächen-Recycling-Projekt wurde vorgestellt.

Flächenrecycling und Förderung

Als (Brach-)Flächenrecycling wird die (Wieder)Nutzung brachliegender ehemaliger Industrie- und Gewerbestandorte und damit deren Wiedereingliederung in den Wirtschaftskreislauf bezeichnet. Die Mobilisierung von Brachflächen spielt eine zentrale Rolle zur Reduktion des Bodenverbrauchs auf das 2,5 Hektar Ziel. Geschätzt wird, dass ca. 30% des Wohn- und Gewerbeflächenbedarfs durch Flächenrecycling gedeckt werden könnten. Für den Begriff „Brachfläche“ gibt es noch keine offizielle Definition. In Ermangelung einer einheitlichen Begriffsbasis werden Brachflächen als baulich vorgenutzte Grundstücke, Flächen und Objekte bzw. Objektteile verstanden, welche derzeit nicht mehr oder nicht entsprechend dem Standortpotenzial genutzt werden. Die Bundesförderung Flächenrecycling, die aus dem Aufbau- und Resilienzplan finanziert wird, unterstützt Gemeinden, aber auch Privatpersonen und Unternehmen, die eine Wiedernutzung brachliegender Flächen in Ortsgebieten anstreben.

Von der Industriebrache zum Ortszentrum – Die Erbse

Auf dem ehemaligen Fabriksgelände der Erbsenschälfabrik in der Gemeinde Bruckneudorf entsteht ein innovatives städtebauliches Projekt, das Wohnen, Bildung und soziale Einrichtungen vereint. Das über 4 Hektar große Areal, das seit den 1960er Jahren teilweise stillgelegt war, wird zu einem neuen Ortszentrum entwickelt. Die Gemeinde ist aktiv daran beteiligt und hat einen Baulandmobilisierungsvertrag mit einem Projektentwickler abgeschlossen. Das Projekt umfasst die Errichtung einer Volksschule, eines Kultur- und Veranstaltungsbereichs sowie weiteren Wohnraums in Form von einem Geschosswohnungsbau in einem ehemaligen Silo und Reihenhäusern. Es beinhaltet auch weitere Gemeindefunktionen wie eine neue Kirche, ein Senioren-Tageszentrum und eine Café-Konditorei. Das Vorhaben wurde kürzlich mit dem ERDREICH-Preis ausgezeichnet und soll das Grundstück zum künftigen Hauptplatz von Bruckneudorf mit Veranstaltungsstätten und Gastronomie machen.

Beispiel Flächenrecycling für Langer Mühle

Auch in Ober-Grafendorf, einer ländlich geprägten Gemeinde, ist man bemüht die Brachfläche der Langer Mühle mit Unterstützung des Förderprogramms „Flächenrecycling“ des BMK wiederzuverwerten. Die Lange Mühle besteht aus Silos, Mühlenanlagen und diversen Hallen. Basis der Bestrebungen sind die Sichtung diverse planlicher Unterlagen und Erhebungen zum Gebäudebestand, zum Landschafts- und Siedlungsbild, zur Mobilität und möglichen Nutzungen, sowie eine Machbarkeitsstudie, die zusammen mit einem breiten Expertenpool durchgeführt wurde. Empfehlungen beinhalten die Beibehaltung der Langer Mühle als Landmark und der Erhalt der Identität des Areals. Zudem setzt man auf eine stark gemischte Sockelzone und eine Betonung der Freiraumqualitäten. Das Konzept sieht die Aufteilung in drei Baugebiete vor, darunter eine Wohnbaugruppe zur Förderung der Gemeinschaft.

Beitrag ziviler Planung für Flächenkreislaufwirtschaft

Der Einsatz von Steuerungsinstrumenten der zivilen Planung bietet den Gemeinden Governance-Strukturen für die Steuerung des Gemeinwohls an und beugt so vor, dass die Partikularinteressen Einzelner nicht überrepräsentiert sind. Die Vielfalt und Lebendigkeit des Ortes, die Integration in das Ortsbild, die Schönheit und stimmungsvolle Wirkung, die Vermittlung von Expertise und die Beteiligung der Gemeinde und Stakeholder, sowie die Nachhaltigkeit in ökonomischer, sozialer, ökologischer und räumlicher Hinsicht stehen damit im Fokus. Dafür ist es wichtig auf die Interdisziplinarität im Planungsprozess zu achten. Außerdem ist Kontinuität über alle Maßstäbe hinweg im Planungsprozess wesentlich für den Erfolg von Flächenrecyclingsprojekten.

Take Home Messages
  • Flächenrecycling spielt eine wichtige Rolle bei der Reduzierung des Bodenverbrauchs.
  • Ehemalige Brachen können zu spannenden Ortszentren umgestaltet werden.
  • Der Einsatz von Steuerungsinstrumenten der zivilen Planung ist aufwändig, aber lohnend zur Sicherung des Gemeinwohls.
Weiterführende Informationen
  • Mehr Informationen zum Brachflächendialog und zur Bundesförderung Flächenrecycling finden Sie hier.
  • Dieser Text ist eine Zusammenfassung einer Breakout-Session am Fünften Nationalen Ressourcenforum, welches im Mai 2023 in Salzburg stattfand. Mehr Informationen zum Fünften Nationalen Ressourcenforum finden Sie hier.

in Kooperation mit dem Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) & dem Umweltbundesamt

(25.08.2023)

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