Grußworte WRF-Vizepräsident Edelmann
zur Eröffnung des Fünften Nationalen Ressourcenforums
“Kreislaufwirtschaft ist wichtig für ein Denken in Kreisläufen, aber auch wichtig ist „Reduktion“ – Mehr mit weniger machen.“
Xaver Edelmann , Grüner und Vizepräsident World Resources Forum
Die Entwicklung des globalen Ressourcenverbrauchs zeigt ganz klar, dass die Fortführung des bisherigen schnellen Wachstums an seine ökologischen und sozialen Grenzen stößt. Demnach brauchen wir eine sinnvolle Umgestaltung und das Setzen von wirksamen Rahmenbedingungen für eine Energie-, Mobilitäts- und Ressourcenwende. Die Kreislaufwirtschaft spielt dabei eine Schlüsselrolle. Die Kreislaufwirtschaft müssen wir dabei umfassend denken, denn sie ist mehr als Recycling. Sie beginnt bei der Frage, welche und wieviel Produkte wir brauchen. Kreislaufwirtschaft heißt auch, die Produkte so zu gestalten, dass sie haltbar und reparierbar sind, damit sie lange genutzt werden können. Die Bevölkerung ist bereit für diesen Weg, das sehen wir an der unerwartet hohen Resonanz des Reparaturbonus mit dem den Konsument:innen ein starker Anreiz gegeben wird, schadhafte Produkte nicht gleich zu entsorgen, sondern sie reparieren zu lassen.
Die Verantwortlichkeit für den heutigen Zustand der Erde liegt bei den hochindustrialisierten Nationen. Die erforderliche Energie- und Ressourcenwende zur Verminderung der Klimakrise muss deshalb durch diese mit besonderer Dringlichkeit vorangetrieben werden. Noch immer ist unsere Gesellschaft nicht einmal 10% zirkulär. Kreislaufwirtschaft ist wichtig für ein Denken in Kreisläufen, aber auch wichtig ist „Reduktion“ – Mehr mit weniger machen. Eine offene Frage ist, ob die notwendigen Umstellungen schnell genug implementiert werden können.
Eine der Hauptursachen für die Probleme liegt in der Art und Weise, wie wir natürliche Ressourcen zur Befriedigung menschlicher Bedürfnisse nutzen. In den letzten Jahrzehnten wurde die Wertschöpfung durch die unerbittliche Gewinnung von „kostengünstigen“ Ressourcen, durch ständig wachsende Produktions- und Verbrauchssysteme und durch eine globalisierte lineare Wirtschaft vorangetrieben. Wir müssen uns in eine nachhaltige Zukunft zubewegen, in der die globale Ressourcennutzung zu einer Triebfeder für das Wohlergehen aller wird.
Suffizienz, d. h. Verzicht auf nicht Notwendiges ist wichtig. Eine Vision ist die „Sonnenblumengesellschaft“, die vom österreichischen Wissenschaftler Harald Dening zusammen mit Kollegen an der Empa in einer Studie formuliert wurde: „Verbrauch nach der Sonne richten“. Es wird eine Welt skizziert, in der die energieintensiven Tätigkeiten so weit wie möglich in die Mittagszeit und den Sommer gelegt werden. Diese Vision erfordert aber ganz neue Geschäftsmodelle, ein radikales „Rethink out of the box“.
In Zukunft müssen wir uns von Modellen verabschieden, die auf die Bedürfnisse der Länder mit hohem Einkommen ausgerichtet sind und uns eine wirklich globale Perspektive zu eigen machen. Nur so
haben wir die Chance, eine neue Geschichte der nachhaltigen und gerechten Ressourcennutzung zu schaffen, die im Rahmen der Grenzen des Planeten Wohlergehen für alle bringt. Das World Resources Forum bietet als globale Plattform die Präsentation wissenschaftlicher Erkenntnisse und den Austausch von Erfahrungen mittels Workshops – auch unter dem Blickwinkel von weniger industrialisierten Ländern und Regionen. Dies passiert regelmäßig. Das nächste Mal von 4. – 6. September am WRF 2023 in Genf. Dort stehen dann ähnliche Themen wie hier am Fünften Nationalen Ressourcenforum im Zentrum: Die
Suffizienzgesellschaft, regenerative Wertschöpfungsketten und die Entwicklung von der Wachstums- zur Zweckorientierung.
Entscheidend für die Zukunft der Erde und der Menschheit ist, dass der Schritt von den Konzepten zur Handlung viel schneller als bisher erfolgt. Dazu sind lokale Initiativen wie wir sie hier am Ressourcenforum kennen lernen konnten, ein wichtiger Schritt. Wir sollten und müssen auch schneller voneinander lernen. Eine Hoffnung ist die Jugend, die offener für Veränderungen ist!
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(24.08.2023)