Kreislaufwirtschaft ist mehr als Recycling
Cross-Industry Roundtable im Rahmen des Woche der Ressourcenwende. Veranstalter: BMK, Innovation Salzburg, Green Tech Valley, Circular Region, IV Salzburg, Ressourcen Forum Austria
Die Entwicklung zu einer ressourceneffizienten Kreislaufwirtschaft ist nicht nur ein maßgeblicher Baustein zur Erreichung der aktuellen Klimaund Umweltziele, sondern bietet eine große wirtschaftliche Entwicklungsmöglichkeit. Um in der Kreislaufwirtschaft wirtschaftlich erfolgreich zu sein, dürfen Unternehmen nicht nur auf das Wiederverwerten von Materialien setzen (Recycling), sondern müssen Kreislaufwirtschaft ganzheitlich in ihren Prozessen und Geschäftsmodellen abbilden und als ein umfassendes Modell zur Transformation der industriellen Wertschöpfung verstehen. Wie das geht, zeigten ausgewählte Vorreiterbetriebe aus dem produzierenden Gewerbe, bei diesem Cross-Industry-Roundtable. Gemeinsam diskutierten diese sowie weitere Unternehmen die Kreislaufwirtschaftsmaßnahmen planen mit Vertreter:innen des Kreislaufwirtschaftsteams des Klimaschutzministerium über die aktuelle Kreislaufwirtschaftsstrategie, deren flankierende Förderungs- und Unterstützungsmaßnahmen sowie Chancen und Hindernisse für die zirkuläre Zukunft der österreichischen Wirtschaft!
Kreislaufwirtschaftsstrategie
Nach der Begrüßung durch Christian Holzer, Sektionsleiter Umwelt und Kreislaufwirtschaft des BMK folgten fünf Impulse zum aktuellen Stand der Kreislaufwirtschaft in Österreich. Als erstes stellte Andreas Tschulik, Leiter der Abteilung integrierte Produktpolitik, betrieblicher Umweltschutz und Umwelttechnologien des BMK, die zentralen Ziele der neuen österreichischen Kreislaufwirtschaftsstrategie vor und erläuterte die sieben Transformationsschwerpunkte, darunter Bauwirtschaft, Mobilität, Kunststoffe und Verpackungen, Textilwirtschaft, Elektro- und Elektronikgeräte, Informations- & Kommunikationstechnologien (IKT) sowie Biomasse, Abfälle und Sekundärressourcen. In seiner Präsentation ging Tschulik auf konkrete Maßnahmen und Aktivitäten ein, die in den genannten Schlüsselbereichen umgesetzt werden sollen. Der Vortrag von Andreas Tschulik bot einen umfassenden Überblick über die aktuelle Strategie. Im Anschluss präsentierte Thomas Kaissl den Kreislaufwirtschaftsschwerpunkt im Climate Lab, einer Initiative des Klima- und Energiefonds, des Klimaschutzministeriums (BMK), der Wien Energie, EIT Climate-KIC und des Impact Hubs. Das Climate Lab bietet Infrastruktur, Programme und eine Community für die Zusammenarbeit zwischen führenden Unternehmen und den zuständigen Behörden in Österreich, um Programme für vielversprechende Start-ups zu entwickeln. Seit Winter 2022 widmet sich das Climate Lab auch dem Bereich der Kreislaufwirtschaft, mit Schwerpunkten wie zirkulärem Bauen, Matratzenkreislauf, Textilkreislauf, Smart Waste, Verwertung von Sekundärrohstoffen und zirkulären Geschäftsmodellen gemäß der Kreislaufwirtschaftsstrategie.
Whitepaper zur Zukunft der Kreislaufwirtschaft
Ebenfalls mit der Zukunft der Kreislaufwirtschaft beschäftigte sich im vergangenen Jahr ein Forschungskonsortium bestehend aus EFS Consulting, Fraunhofer Austria und der Technischen Universität Wien. Günther Kolar, EFS Consulting stellte bei diesem Roundtable eine daraus entstandene Industriestudie zur Identifikation der größten Herausforderungen bei der Transformation zur Kreislaufwirtschaft vor. Die Studie konzentrierte sich auf die österreichische produzierende Industrie und lieferte repräsentative Einblicke von 229 Teilnehmenden, darunter Vor- stands- und Top-Management-Ebene. Die Studie zeigt, dass fast 90% der Unternehmen der Kreislaufwirtschaft eine hohe Relevanz für langfristigen Unternehmenserfolg zuschreiben, wenngleich der Fokus zirkulärer Initiativen bisher hauptsächlich auf Recycling, Verpackung sowie Effizienzsteigerung liegt und zirkuläre Geschäftmodelle bislang weniger verbreitet sind. Die größten Herausforderungen werden im Bereich Produktmaterial und -design, Technologie und Supply Chain identifiziert. Die Studie betont die Bedeutung strategischer Ansätze und weist darauf hin, dass eine vollständige Ausnutzung des Potenzials zirkulärer Geschäftsmodelle noch erreicht werden muss, indem der Fokus von Effizienzsteigerung hin zur effektiven und zirkulären Wertschöpfung verlagert wird.
Circularity in Practice
Bereits zahlreiche praktische Schritte Richtung Kreislaufwirtschaft macht die Firma Mayer & Co Beschläge GmbH (MACO). Petra Engeler-Walch, Bereichsleitung Health, Safety, Environment & Quality stellte diese vor. Ende 2022 absolvierte MACO erfolgreich das erste „Circular Globe“ Assessment auf Organisationsebene absolviert und erhielt daraufhin am 28. Februar 2023 die Urkunde der Stufe „Fundamental“ von Quality Austria. MACO ist bereits nach den Normen ISO 9001, ISO 14001 und ISO 45001 von Quality Austria zertifiziert und hat sich das Ziel gesetzt, das Konzept der Kreislaufwirtschaft in das bestehende Managementsystem zu integrieren. Durch die Umgestaltung betrieblicher Prozesse von linearen zu kreislauforientierten Modellen leistet das Unternehmen einen bedeutenden Beitrag zum Klimaschutz. Petra Engeler-Walch erklärte, dass der strategische Prozess von MACO auf Säulen wie dem Ausstieg aus fossilen Energien, einem am Eco-Design orientierten Designprozess, verantwortungsvoller Ressourcennutzung und Materialmanagement basiert. Das unabhängige Assessment bewertete die Kreislauffähigkeit von MACO anhand verschiedener Kriterien wie Materialkreisläufe bei der Entwicklung und Änderung, Lebenszyklusbetrachtung (ECO-Design), Rezyklatanteil bei Materialien, End-of-Life-Betrachtung, Einbettung von Nachhaltigkeit in die Unternehmensstrategie, Energieverbrauch (erneuerbar / fossil) und Energieeffizienz, gefährlichen Abfall, Materialeffizienz und Bewusstsein in der Organisation.
Als zweiten Praxisinput zeigte Ehsan Zadmard, CEO der Alveri GmbH sein Konzept des Refurbishings zur Lebenszyklusverlängerung in der Autoindustrie. Alveri, ein österreichisches Start-up, plant die Einführung des Elektroautos Falco, das nach den Grundsätzen der Kreislaufwirtschaft konzipiert ist. Falco zeichnet sich durch seine Aktualisierbarkeit vieler Komponenten aus, einschließlich Antrieb und Batterie und ist für drei Lebensabschnitte bei einer Nutzung bis zu 25 Jahre konzipiert. Alveri plant, das Auto nach seinem ersten Produktlebenszyklus grundlegend zu überarbeiten, also zu refurbishen, und als neues Produkt auf den Markt zu bringen, um den Rohstoffbedarf zu senken. Im dritten Lebensabschnitt nach 10-15 Jahren, könnte das Fahrzeug dann als Energiespeicher in ein Smart-Grid-Netzwerk integriert werden. Das Unternehmen sieht in diesem „Refurbishing“-Ansatz eine Lösung für den drohenden Rohstoffmangel.
Diskussion
Die anschließende Diskussion – moderiert von Romana Schwab, Leiterin des Servicecenter Innovation bei Innovation Salzburg – zeigte die große Motivation vieler österreichischer Betriebe Kreislaufwirtschaft zum Leitkonzept der nächsten Jahre zu machen.
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(26.08.2023)