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Land- und ForstwirtschaftProduzierende Wirtschaft

Kreislaufwirtschaft und Agroforst am Stiegl-Gut Wildshut

Am Abschlusstag der Woche der Ressourcenwende hatten Besucher: innen die Möglichkeit, das erste Biergut Österreichs zu besuchen und den Kreislauf „vom Feld ins Glas“ kennenzulernen. In der brauereieigenen Bio-Landwirtschaft werden alte Urgretreidesorten angebaut und nach der Ernte in einer einzigartigen Kombination aus Mälzerei und Rösterei veredelt. Bei einer Führung erfuhren die Teilnehmer:innen alles Wichtige zum Bierbrauen und konnten bei einer Bierverkostung das Ergebnis probieren.

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Das RFA zu Besuch am Stiegl Biergut Wildshut; Bildnachweis: RFA/Van-Hametner

Brauereikieselgur – Der (lange) Weg vom Abfall zum Bodenhilfsstoff

Im Rahmen der Veranstaltung gab es nach der Begrüßung durch Victoria Löschenbrand von der Stabsstelle Kreislaufwirtschaft der Stieglbrauerei, auch zwei informative Vorträge. Konrad Steiner, Biologe und Erdwissenschaftler, Lehrer an der HBLA Ursprung und Nebenerwerbslandwirt, referierte über die möglichen Verbindungen des Bierbrauens mit Agroforstsystemen und Kreislaufwirtschaft. Er präsentierte die Geschichte der Brauereikieselgur und dessen Transformation von einem Abfallprodukt zu einem wertvollen Bodenhilfsstoff für die Brauerei-Landwirtschaft. Der Naturstoff Kieselgur (er besteht aus den Schalen fossiler Kieselalgen) wird grundsätzlich zum Filtrieren von Bier verwendet. Nach Verwendung bleiben jährlich ca. 450 Tonnen Brauerei-Kieselgur als Reststoff übrig. Dieser kann aber durch seinen hohen Siliziumgehalt in der Landwirtschaft sinnvoll wiederverwertet werden. Denn wie Forschungsergebnisse zeigen, verbessert das Bierfiltrat die Bodengesundheit, indem es vor dem Düngen der Gülle beigemengt wird. Das enthaltene Silizium wird langsam an den Boden abgegeben, was in der Folge eine erhöhte Phosphorverfügbarkeit für die Pflanzen bewirkt. Steiner konnte die ersten Ergebnisse der Anwendung dieses Kreislaufkonzepts auf den Feldern des Stiegl-Guts Wildshut beim Anbau von Braugerste zeigen. Brauereikieselgur wird mit der Gülle vermengt und homogenisiert – mit dieser Ausbringung des Gülle-Brauereikieselgur-Gemisches auf den Urgetreide- Felder wird der Kreislauf perfekt geschlossen.

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Konrad Steiner über "Kieselgur als Filterhilfsmittel"; Bildnachweis: RFA/Van-Hametner

Agroforstsysteme für eine klimaresilientere Landwirtschaft und mehr Artenvielfalt

Der zweite Vortrag behandelte das Agroforstsystem in Wildshut. Konrad Steiner erläuterte die Pflanzung von 55 Kriecherlsorten, die als Hecken mitten in den Braugerstenacker integriert wurden. Das Ziel war herauszufinden, wie sinnvoll und nützlich diese Hecken in der Landwirtschaft und für das Klima sind. Die Ergebnisse zeigen einen doppelten Nutzen: Agroforst-Hecken können einerseits das Wachstum und den Ertrag, andererseits auch die Artenvielfalt fördern. Diese Agroforst-Hecken bieten eine klimaresilientere Landwirtschaft und tragen zur Erhaltung der Artenvielfalt bei. Die vielfältige Flora und Fauna spielt eine entscheidende Rolle in den Ökosystemen und ist auch für die Bestäubungsleistung von Nutzpflanzen von großer Bedeutung. Nach den Vorträgen hatten die Teilnehmer:innen die Möglichkeit, das Biergut zu besichtigen und an einer Bierverkostung teilzunehmen. Der Tag endete im Restaurant Krämerladen, wo regionale Wildshuter Schmankerln angeboten wurden.

Woche der Ressourcenwende
  • Die Veranstaltung war Teil der internationalen Woche der Ressourcenwende. Diese setzte ausgehend von Salzburg ein Zeichen für ressourcenschonendes Wirtschaften und Leben und bot Expert:innen und Interessierten an 5 Tagen zahlreiche Veranstaltungen rund um die gemeinsame Vision der Ressourcenwende. Durch inspirierende Vorträge, Vorstellungen von Vorzeigeunternehmen, Pioniergemeinden wurden Betriebe, Gemeinden und Bürger:innen für eine Zukunft voller Lebensqualität und Wertschöpfung innerhalb der planetaren Grenzen motiviert. Mehr Informationen zur Woche der Ressourcenwoche finden Sie unter: Internationale Woche der Ressourcenwende.

(28.08.2023)

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