Ausgangssituation und Motivation
Die aktuelle Wirtschafft ist durch ein lineares Modell bestimmt. In jedem Schritt der Prozesskette wird Wert generiert, den das Endprodukt – beim Konsumenten angelangt – rapide verliert. Herkömmliche Geschäftsmodelle sind darauf ausgelegt Umsatz durch den Verkauf von Produkten zu generieren. So wird wenig Anreiz geschaffen, Produkte zu entwickeln, die eine lange Lebensdauer aufweisen und Restwerte aktivieren. Dieses Wirtschaftsmodell hat zu einem stark steigendem Ressourcenverbrauch geführt. Auch wenn die Potenziale und Konzepte in der wissenschaftlichen Literatur bereits intensiv diskutiert werden, die betriebliche Umsetzung der Kreislaufwirtschaft wird bislang nur unzureichend verstanden. Kreislaufwirtschaft ist für viele zu abstrakt und wird oftmals nur mit Recycling in Verbindung gebracht. Bislang haben vor allem große Unternehmen Kreislaufwirtschafts-Investitionspläne, kleinere sind skeptisch. KMU mangelt es an passgenauer Information und der Fähigkeit Handlungsfelder der Kreislaufwirtschaft in ihre konkreten Unternehmensabläufe zu übersetzen. Deshalb braucht es gezielte Maßnahmen zur Unterstützung von KMU. Die Verwendung von Bewertungs- und Reifegradmodellen bietet sich dabei an. Diese Modelle ermöglichen es, die Kreislaufwirtschaft anhand des eigenen Betriebs niederschwellig zu erläutern und somit ein Bewusstsein zu schaffen. Zudem bieten sie die Möglichkeit, eine Standortbestimmung des eigenen Betriebs durchzuführen und daraus gezielte Maßnahmen abzuleiten. Ein solches Self-Assessment-Tool gibt es bislang nicht in Österreich.
Inhalte und Zielsetzungen
Im Projekt Kreislaufwirtschaftskompass wird ein responsives Online-Self-Assessment-Tool für Kreislaufwirtschaft in KMU entwickelt. Der Kompass Kreislaufwirtschaft wird in innovativer Weise die wichtigsten Handlungsfelder zur Umsetzung einer effizienten Kreislaufwirtschaft für österreichische Produktionsbetriebe (Schwerpunkt KMU) in einem Online-Fragebogen abfragen und auf Basis eines theoriebasierten Bewertungsschemas den Betrieben ermöglichen, mit vertretbarem Aufwand ihre Circular Economy Readiness einzustufen – also zu beurteilen, wie sie bislang ihre Rolle in einer Kreislaufwirtschaft einnehmen. Dafür weist das Tool Berechnungslogiken auf, welche automatisiert auf Basis der Antworten einen Zirkularitäts-Score (KPI, Kennzahlen) ergeben. Die Ergebnisse des Kreislaufwirtschaftskompass sollen sowohl textlich wie grafisch im Sinne einer Scorecard in Echtzeit abrufbar aufbereitet werden. Der Kompass unterstützt damit Unternehmen dabei, die Vielschichtigkeit des Themas Kreislaufwirtschaft zu erfassen und „übersetzt“ ihnen dieses Thema in bekannte Logiken. Der geplante Kompass dient überdies als Unterstützung für die systematische Identifikation von Potentialen für Kreislaufwirtschaftsmaßnahmen entlang des gesamten Produktlebenszyklus und unterstützt somit die Prioritätensetzung. Durch das Aufzeigen von Praxisbeispielen und das Nennen von individuellen Handlungsempfehlungen und Erläuterungen schafft der Kreislaufwirtschaftskompass Wissen und Bewusstsein für die Entwicklungschance Kreislaufwirtschaft in den Betrieben und deren Bedeutung für den Klimaschutz. Der Kreislaufwirtschaftskompass wird sowohl eine systematische Suche nach Potentialen als auch einen kreativen Zugang zur Lösungsfindung darstellen.
Methodische Vorgehensweise
Methodisch erarbeitet wird der Kompass nach dem Design Science Ansatz unter Einbindung von Expert:innen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft. Bei der inhaltlichen Erarbeitung adressiert das Konsortium folgende Herausforderungen, von denen state-of-the-art-Lösungen derzeit noch betroffen sind: die (fehlende) Adressierung der Zielgruppe KMU, das Ansprechen von Kreislaufwirtschaft als strategisches Managementthema, die Abwägung zwischen konkretem Branchenfokus und allgemein-generischen Fragestellungen, die Vereinbarkeit von Komplexität und Niedrigschwelligkeit, die praxisnahe Vermittlung von Geschäftsmodellen der Kreislaufwirtschaft, die Erzeugung von Motivation zu innovativen Kollaborationen und die notwendige Darstellung der Bedeutung betrieblicher Kreislaufwirtschaftsmaßnahmen für den Klimaschutz.
Erwartete Ergebnisse
Ziel des Kompass Kreislaufwirtschaft ist es, Österreichs KMU ressourcenschonender und gleichzeitig wettbewerbsfähiger zu machen! Somit trägt der Kreislaufwirtschaftskompass auch wesentlich zu den Zielsetzungen der österreichischen Kreislaufwirtschaftstrategie bei. Aufgrund der allgemein anerkannten großen Auswirkung von Kreislaufwirtschaftsmaßnahmen auf den Ressourcenschutz wird auch ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz erwartet.
Projektpartner und Laufzeit
- Ressourcen Forum Austria
- Technische Universität Wien, Institut für Managementwissenschaften
- Circular Economy Forum Austria
Projektlaufzeit: 01.12.2023-31.11.2024