Raum für Wachstum
Schafe als tierische Landschaftspfleger, heimische Wildstauden im Eingangsbereich und Streuobstwiesen auf dem Garagendach: Es gibt viele Ansätze, wie Betriebe oder auch Gemeinden ihre Flächen und Gebäude naturnah gestalten können. Deshalb organisierte das Berchtesgadener Land Wirtschaftsservice in Kooperation mit dem Landkreis Berchtesgadener Land, dem Ressourcen Forum Austria und der EUREGIO Salzburg – Berchtesgadener Land – Traunstein im Klosterhof in Bayerisch Gmain einen Themenabend, bei dem sich die Teilnehmer:innen mit Expert:innen aus der Region austauschen konnten.
Best Practice aus Deutschland und Österreich
Zum Auftakt konnten sich die Gäste von zwei Best-Practice-Beispielen inspirieren lassen. Der Klosterhof selbst engagiert sich schon seit einigen Jahren für die naturnahe Gestaltung von Gebäuden und Flächen: Wer neben dem Hotel auf einer grünen Wiese mit Obstbäumen, Kräutern und einem Insektenhotel steht, merkt kaum, dass sich unter seinen Füßen das Dach der Tiefgarage befindet. Und auch der Neubau ist mit seiner Schindelfassade aus Lärchenholz und begrüntem Dach unauffällig in die Landschaft integriert. Das alles muss regelmäßig gemäht und gepflegt werden – doch der Nutzen für den Betrieb, die Gäste sowie die Tiere und Pflanzen würde deutlich überwiegen, wie Andreas Färber betonte. Nach der Besichtigung zeigte Julia Hagenauer, wie die Firma Biogena ihre Betriebsflächen in Österreich naturnah gestaltet: Neben ökologischen Baumaterialien wie Holz sowie begrünten Dächern mit PV-Anlagen gibt es hier bereits 250.000 Bienen, Leiteinrichtungen für Amphibien und 6.500 Quadratmeter Biotop. Außerdem wurde beim Bau einer neuen Produktionsanlage der gesamte Lebensraum des Wiesenknopfbläulings, eines besonderen Schmetterlings, innerhalb des Geländes umgesiedelt.
Viele Möglichkeiten naturnaher Gestaltung
Nach diesen Einblicken in die Praxis erfuhren die Teilnehmer*innen an verschiedenen Thementischen, welche Angebote und Unterstützungsmöglichkeiten es im Bereich der naturnahen Gestaltung bereits gibt. Die Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege beispielsweise stellt Informationen darüber zur Verfügung, welchen Mehrwert ökologisch gestaltete Unternehmensflächen haben, welche Maßnahmen wie umgesetzt werden können und welche Aspekte bei der Planung berücksichtigt werden sollten. Josef Stein, Kreisgartenfachberater beim Landratsamt Berchtesgadener Land, berät bei der Garten- und Landschaftsgestaltung; dabei liegt der Fokus vor allem auf Streuobstwiesen sowie alten Apfel- und Birnensorten, die im oberbayerischen Alpenvorland erhalten werden sollen. Beim Landschaftspflegeverband Biosphärenregion Berchtesgadener Land wiederum werden unter anderem Baumpflanzaktionen organisiert, Wildhecken und artenreiche Streuwiesen gepflanzt und gepflegt und kleinere Artenschutzmaßnahmen realisiert. Wer also über größere Flächen in freiem Gelände verfügt und diese artenreich gestalten möchte oder sich vorstellen kann, gemeinsame Projekte umzusetzen, findet hier genau die richtigen Ansprechpartner.
Schafe für Biodiversität
Und wer einmal eine etwas außergewöhnlichere Idee ausprobieren möchte, kann über Schafe auf seinem Betriebsgelände nachdenken: Die Tiere sind nämlich nicht nur ein echter Hingucker, in der Regel sehr gutmütig und vergleichsweise anspruchslos, sie schützen mit ihren Hufen auch die Böden vor Erosion, verbeißen die Unkräuter ohne andere Pflanzen zu beeinträchtigen, transportieren mit ihrem Fell Pollen und erhöhen die Biodiversität. Die Schafhaltervereinigung Berchtesgadener Land ist jederzeit offen für eine Zusammenarbeit; der Verein lotet bei Interesse gerne die Rahmenbedingungen und Möglichkeiten aus.
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(25.10.2023)