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Produzierende Wirtschaft

Rekordpreise und Knappheit. Wo bleiben die Rohstoffe?

In den letzten Wochen verging beinahe kein Tag ohne Meldung von hohen und stark steigenden Rohstoffpreisen. Egal ob Kupfer, Aluminium, Holz, unterschiedliche Kunststoffe oder auch Vorprodukte und Elektronikbauteile, mittlerweile sind die hohen Preise und die Bezugsprobleme die zentralen Hindernisse vieler Branchen der österreichischen und auch europäischen Sachgüterproduktion.

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Leere Hallen (Symbolbild); Bildnachweis: pixabay.com

Hohe Preise und Probleme im Materialbezug sind aktuell die zentralen Hindernisse der Sachgüterproduktion

In den letzten Wochen verging beinahe kein Tag ohne Meldung von hohen und stark steigenden Rohstoffpreisen. Egal ob Kupfer, Aluminium, Holz, unterschiedliche Kunststoffe oder auch Vorprodukte und Elektronikbauteile, mittlerweile sind die hohen Preise und die Bezugsprobleme die zentralen Hindernisse vieler Branchen der österreichischen und auch europäischen Sachgüterproduktion, wie eine aktuelle Untersuchung (monatlicher Konjunkturtest) des österreichischen Wirtschaftsforschungsinstitut WIFO zeigt. Befragt nach den zentralen Produktionshemmnissen, nannten Vertreter der heimischen Industrie zum ersten Mal den Mangel an Material bzw. Kapazität (mit über 20%) als größtes Hindernis, gefolgt von fehlender Nachfrage. Die fehlende Nachfrage dominierte das gesamte Coronajahr 2020. In den Jahren zuvor war der Mangel an Arbeitskräften prägend. Dieser hat aktuell dafür an Bedeutung verloren.

Der Industrie geht das Material aus

Was ist konkret dran an den Berichten über hohe Preise? Sind sie mediale Hysterie oder Realität? Tatsächlich sind die globalen Rohstoffmärkte von extremen Preissteigerungen in den letzten 12 Monaten gekennzeichnet, wie sich anhand der Entwicklung des HWWI -Index für Industrierohstoffe ablesen lässt. Dieser Index fasst die Entwicklungen für agrarische Rohstoffe, NE-Metalle sowie Eisenerz/Schrott zusammen und weist ein Plus von rund 40% im letzten halben Jahr auf. Mittlerweile sind davon fast sämtliche Branchen betroffen, da die Preisanstiege alle relevanten Industrierohstoffe betreffen. Neben den hohen Preisen drohen auch Lieferengpässe für viele Materialien. Viele Unternehmen leiden deshalb an der Knappheit von Holz, Kunststoffen, Metallen und Glas und sind abhängig von Lieferanten aus dem Ausland.

Gründe für den Preisanstieg

Die Gründe für die aktuelle Preisrallye sind vielschichtig. In der Zeit der Pandemie wurden Extraktions- und Produktionskapazitäten abgebaut, der nun stattfindende Aufschwung nach der Krise führt zu einer starken Nachfrage, die durch das bestehende Angebot nicht befriedigt werden kann. Dazu kommen protektionistische Maßnahmen in vielen Ländern, die Materialien und Vorprodukte vor allem den heimischen Industrien zukommen lassen wollen. Ganz nach dem Motto: „My country first!“ Aber – und das zeigt beispielsweise auch die Preisentwicklung von österreichischem Sägerundholz in der Vergangenheit – die Preise können auch wieder fallen. Sie unterliegen aber in den letzten Jahrzehnten einer hohen Volatilität. Das zeigt auch, dass Unsicherheiten und Knappheiten immer wieder und auch ohne Pandemie möglich sind. Die deshalb fehlende Planbarkeit ist ein zusätzliches großes Problem für produzierende Betriebe.

Ressourceneffizienz – es gibt keinen besseren Zeitpunkt

Im Rahmen der Veranstaltung „Profitable Wege – Ressourcen sind wertvoll. Und teuer“ im Juni 2021 erinnerte deshalb Andreas Van-Hametner, Geschäftsführer des Ressourcen Forum Austria, daran, dass es keinen besseren Zeitpunkt wie jetzt gäbe, um über die Chancen von Ressourceneffizienz und Kreislaufwirtschaft zu sprechen. Die aktuelle Situation ist unbestritten problematisch für die österreichische Industrie, denn nach wie vor ist Material mit über 40% im Durchschnitt der größte Kostenfaktor im verarbeitenden Gewerbe: Nicht Energie und nicht Personal – obwohl dort bislang die meisten Effizienzmaßnahmen gesetzt werden. Durch gezielte und effiziente Maßnahmen lassen sich aber beträchtliche Mengen an Material einsparen. „Die ökologischen Gründe für einen nachhaltigen Umgang mit Rohstoffen liegen auf der Hand: Wir verbrauchen zu viel und verlangen unserer Umwelt zu viel ab. Das muss sich ändern. Materialeinsparung entlastet aber nicht nur Umwelt und Klima, sondern reduziert auch den Kostenfaktor Material. Dadurch werden Unternehmen unabhängiger von den volatilen Rohstoffpreisen“ (Andreas Van-Hametner, Ressourcen Forum Austria)

Materialkosten zu reduzieren, lohnt sich für jedes produzierende Unternehmen

Deshalb sollten Unternehmen Materialeinsparungsmaßnahmen auf die strategische Agenda setzen. Denn langfristig erhöhen reduzierte Materialkosten ihre Wettbewerbsfähigkeit. Optimierte Produktionsvorgängen, neue Technologien oder der Einsatz neuerer Werkstoffe, Qualitätssicherung, ressourcenschonenderes Produktdesign und Kreislaufwirtschaftsansätze, wie verlängerte Nutzungszyklen, Kreislaufführungen und neue Geschäftsmodelle sind dabei ein Schlüssel zur Verringerung des Materialeinsatzes. Doch welcher Schlüssel ist der geeignete um die ersten Schritte im eigenen Betrieb zu setzen?

5 Schritte für Ressourceneffizienz
  • Analyse und Wissen: Kenntnis über Kosten der Materialien auf allen Prozessstufen (Input-Output-Analyse > Stoffstromanalyse > Materialflusskostenrechnung)
  • Chance: Ressourceneffizienz und Kreislaufwirtschaft zum Thema der Geschäftsführung machen (Thema des strategischen und Innovations- Managements nicht nur des Umweltmanagements)
  • Verantwortung: Verantwortlichkeiten im Betrieb klären (Buchhaltung, Produktion, Einkauf, Umweltmanagement ziehen an einem Strang)
  • Kommunikation & Akzeptanz: MitarbeiterInnen einbinden (Bewusstsein schaffen für die Bedeutung von Erfahrung und Wissen der MitarbeiterInnen)
  • Kreativität bei Lösungsentwicklung: Werkzeuge verwenden; Blick von außen durch Beratung oder internem Workshop zulassen; Vorschläge forcieren; Schwerpunkte setzen

Ressourcen Check

Für einen strukturierten Blick zur Identifikation von Effizienzpotenzialen auf das eigene Unternehmen hat das Ressourcen Forum Austria gemeinsam mit der STENUM GmbH im Auftrag des österreichischen Klimaschutzministeriums einen Ressourcen-Check entwickelt. BeraterInnen bietet der Ressourcen Check eine Strukturierungshilfe für den Beratungsprozess. Engagierten Unternehmen bietet er die Möglichkeit zur selbstständigen Potentialanalyse für Ressourceneffizienzmaßnahmen. Für die Erleichterung der Anwendung des Ressourcen Checks wurde ein Handbuch entwickelt, welches unterstützende Informationen in Hinblick auf die Anwendung, die Auswertung und Hintergrundinformation zu den Fragenblöcken darstellt.

(08.07.2021)

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