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Produzierende Wirtschaft

Reset Corona: Was bedeutet der Neustart für Ressourceneffizienz und Kreislaufwirtschaft?

Die Wirtschaft liegt brach – die Natur atmet auf? Die Coronabedingten Einschränkungen zeigen einmal mehr die vermeintliche Dichotomie wirtschaftlicher Aktivität und dem Schutz der Natur auf. Doch muss das so sein? Sind wirtschaftliche Entwicklung und Schutz der Lebensgrundlagen unvereinbar? Wir denken sie sind vereinbar.

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Wie wirkt sich Corona auf Ressourceneffizienz und Kreislaufwirtschaft aus? Bildnachweis: Pixabay.com

Veränderungen aufgrund der gegenwärtigen Corona-Krise und ihre Auswirkungen auf unser Leben, unsere Arbeitsweise und den Einsatz von Technologie haben sich in den vergangenen Wochen und Monaten deutlich bemerkbar machen. Institutionen und Unternehmen, die sich neu erfinden, werden deshalb überproportional erfolgreich sein. Die Online-Welt des kontaktlosen Handels hat das Verbraucherverhalten für immer verändert. Andere Effekte könnten sich jedoch als noch bedeutender erweisen, da das Streben nach Effizienz dem Erfordernis der Widerstandsfähigkeit Platz macht. Globale Lieferketten sind ins Stocken geraten. Viele Waren kommen nicht am Bestimmungsplatz an und sind damit für österreichische Unternehmen nicht zeitgerecht verfügbar um eine kontinuierliche Produktion gewährleisten zu können. Die aufgrund der Globalisierung entstandenen Abhängigkeiten von manchmal weit entfernten Lieferanten werden somit teilweise zum Problem für Unternehmen.

Wiederkehr regionaler Wertschöpfungsketten?

Daraus ergibt sich, dass vermutlich regionale Lieferketten und regionale Produktion an Bedeutung gewinnen werden. Ebenso wird das Verständnis von Stoffströmen wichtiger werden, da die Flexibilisierung der Produktion ohne Effizienzverlust aufgrund geänderter Kundenprioritäten und Lieferketten notwendig wird. Damit Hand in Hand wird eine Reduktion von physischen Kontakten durch geänderte Formen des Handels und der Prozesssteuerung gehen. Eine starke Renaissance der Produktion in Europa ist allerdings fraglich, Multisourcing in der Beschaffung und differenzierte Lagerkonzepte werden aber Einzug halten.

Krisen bieten Chancen

Die Corona-Krise wird nicht nur Schwachstellen, sondern auch Möglichkeiten zur Verbesserung der Unternehmensleistung aufzeigen. Führungskräfte müssen überdenken, welche Produktionsbereiche wirklich notwendig sind, welche Kosten wirklich fest oder variabel sind. Entscheidungen darüber, wie weit der Betrieb ohne Effizienzverlust flexibel sein kann, werden ebenfalls durch die Erfahrung der Schließung eines Großteils der globalen Produktion beeinflusst. Die Möglichkeiten, die Grenzen der Einführung von Technologien zu erweitern, werden beschleunigt, indem schnell gelernt wird, wie die Produktivität gesteigert werden kann, wenn keine Arbeitskräfte verfügbar sind. Das Ergebnis: ein besseres Gespür dafür, was Unternehmen resilienter, produktiver und besser in die Lage bringt, Kunden zu beliefern“.

Resilienz durch Ressourceneffizienz und Kreislaufwirtschat

Ressourceneffizienz bzw. der effiziente Umgang mit technisch-wirtschaftlichen wie natürlichen Rohstoffen muss also umso mehr als Innovation begriffen und unterstützt werden. Gerade in der aktuellen Krise werden Betriebe Ihre Wettbewerbsfähigkeit dadurch stärken, dass Sie Ihren Bezug unabhängig aufstellen und resilient auf die Veränderungen der Wertschöpfungsketten reagieren können. Nicht nur die Rohstoffbeschaffung stellt dabei eine Herausforderung für Unternehmen dar, sondern auch die damit verbundenen Anforderungen an die Produktion. Je kontinuierlicher der Produktionsprozess abläuft, desto ressourcenschonender kann er erfolgen. Unternehmen sind auch gefordert die bisherigen Produkte und Geschäftsmodelle zu überdenken, sowie neue zu entwickeln. Dazu gehören:

  • Ressourceneffiziente und kreislauffähige Geschäftsmodelle, die materielle Ressourcen durch Dienstleistung ersetzen;
  • Flexible, abfallarme und energiesparende Produktionsprozesse;
  • Nutzen von neuen Technologien zur Datenbeschaffung, Automatisierung und Fertigung.

Dies setzt eine klare strategische Fokussierung auf neue dienstleistungsorientierte Geschäftsmodelle, funktionsübergreifende Arbeitsweisen, Verfügbarkeit von Daten, kontinuierliches Lernen und effiziente Prozesskontrolle voraus.

Der Beitrag der Digitalisierung

Die Digitalisierung kann Unternehmen in Hinblick auf eine flexible Gestaltung der Produktion, die rasch an die Anforderung zur Herstellung von neuen Produkten und Produkten in geringen Losgrößen reagiert, unterstützen. Industrie 4.0-Funktionen können helfen, neue oder verbesserte Abläufe und Prozesse zu entwickeln. Dazu gehören höhere Konnektivität durch den Einsatz von Sensoren, das Internet der Dinge, Nutzung von Daten, fortschrittliche Datenanalytik bis hin zu künstlicher Intelligenz und Automatisierung, Nutzung von Virtualisierung und erweiterter Realität, Robotik und Automatisierung und fortgeschrittene Produktionsmethoden wie additive Fertigung.

Diese Ansätze können Maschinenstillstandzeiten durch Instandhaltung und Umrüsten reduzieren, den Durchsatz erhöhen und Qualitätskosten reduzieren. Dadurch kann mehr Flexibilität erreicht werden, um geänderte Kundenanforderungen schneller zu erfüllen und kleine Losgrößen in diskontinuierlichen Prozessen rasch, ohne große Leerlauf-, Anfahr- und Abfahrverluste, Reinigungsverluste und anderer Stillstandverluste herzustellen. Das trägt wiederum zum wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens bei und sichert langfristig Arbeitsplätze.

Ressourceneffizienz Reloaded

Ressourceneffizienz wird gerade jetzt in Betrieben umso mehr gefragt sein, nicht aber aus dem Impetus Kosten zu minimieren, sondern um Prozesse bei bestehenden (reduziert verfügbaren Ressourcen) am Laufen zu halten. Dies leistet einen Beitrag zum Übergang zu einer nachhaltigen Wirtschaft, die im Einklang mit Klima-, Umwelt- und Ressourcenschutz ist.

Dieser Text entstand im Rahmen des Projekts Materialeffizienzlabor, verfasst durch das Projektteam von Ressourcen Forum Austria und STENUM GmbH.

(01.06.2020)

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