The Complexity of Great Green Transformations
Auf Einladung des Complexity Science Hub Vienna diskutierte Präsident Rudolf Zrost Ende August auf einem hochkarätig besetzen Panel im Rahmen des Europäischen Forum Alpbach, wie unsere Gesellschaft die komplexe Herausforderung der „großen grünen Transformation“ meistern kann.
RFA in Alpbach 2021
Mit Präsident Rudolf Zrost diskutierten – moderiert von Stefan Thurner, Leiter des CSH – Bundesministerin Leonore Gewessler, Helmut Haberl, Professor für Soziale Ökologie, Katharina Rogenhofer, Sprecherin des Klimavolksbegehrens sowie Andreas Treichl, der aktuelle Präsident des Europäischen Forums Alpbach.
Katharina Rogenhofer konfrontierte die Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft zu Beginn mit dem vehementen Aufruf von „Fridays for Future“, dass die Wirtschaft und Politik aufhören möge die Verantwortung für die Klimakrise abzuschieben und forderte auf, statt leerer Worte Taten sprechen zu lassen.
Klimaschutzgesetzentwurf – aber erst „wenn er gut ist“
Eine zentrale Tat für die geforderte Transformation sieht Klimaschutzministerin Leonore Gewessler in dem aktuell in Ausarbeitung befindlichen Klimaschutzgesetz. Dieses soll den Pfad Richtung Klimaneutralität 2040 festlegen. Der Entwurf sei gerade intensiv in Diskussion und werde deshalb erst vorgelegt, so Gewessler, wenn er inhaltlich so gut ist, dass nicht nach zwei-drei Jahren nachgebessert werden müsse.
Für gesellschaftlichen Wandel keine 50 Jahre Zeit
Komplexitätsforscher Stefan Thurner plädierte für den kompletten und raschen Ausstieg aus der fossilen Energie als zentrale Lösung des Klimaproblems. Dies höre sich zwar simpel an, sei aber an viele Umstellungen in dem komplexen System Wirtschaft geknüpft. Und diese Wirtschaft ist in das noch viel komplexere System „Gesellschaft“ eingebettet. Die Transformationsprozesse und Verhaltensänderungen, die für die Klimawende notwendig sind, werden der Menschheit einiges an gesellschaftlichem Stress abverlangen. Die Herausforderung sei nun, die Transformation so zu gestalten, dass der Stress nicht zu groß wird, damit möglichst viele Mitwirken, andererseits aber auf hohe Geschwindigkeit zu achten. Denn für den gesellschaftlichen Wandel der grünen Transformation habe die globale Gesellschaft keine 50 Jahre oder mehr, sondern nur wenige Jahre. Alpbach-Präsident Andreas Treichl pflichtete bei und sieht hier gerade die jungen Regierungsmitglieder in der Pflicht sich für eine rasche Wende einzusetzen – und wunderte sich über fehlenden Druck von diesen.
Nicht nur Europa – die Welt dekarbonisieren!
Rudolf Zrost, Präsident des Ressourcen Forum Austria und Geschäftsführer von Leube Zement, sprach sich dafür aus, dass Europa die ganze Welt dazu motiviert bei der Herkulesaufgabe Dekarbonisierung mitzumachen. Er betonte, dass das Klima nur gerettet werden können, wenn sich alle Länder und hier vor allem die großen Industrienationen zusammentun. Wenn nur Europa die Dekarbonisierung ernst nimmt, wird dies die Klimakrise nicht entschärfen. Rudolf Zrost betonte zudem die Herausforderung die Ziele Klimaneutralität und wettbewerbsfähige Wirtschaft unter einen Hut zu bekommen. Mit der starken Bürokratie und der Langatmigkeit von Genehmigungen benannte er zudem einen Hemmschuh für die Energiewende. Er verwies darauf wie viel elektrische Energie bei einer kompletten Dekarbonisierung Österreichs bis 2040 nötige wäre und stellte die offene Frage: „Wo soll all diese erneuerbare Energie erzeugt werden?“
Transformation vergleichbar mit dem Übergang von Agrar- zur Industriegesellschaft
Die Energiewende sei alleine nicht die Lösung, sondern es brauche vor allem auch eine Reduktion des Ressourcenverbrauchs, so Helmut Haberl, Professor für Soziale Ökologie. Und der dann noch notwendige Ressourcen- und Energiebedarf müsse klimaneutral gestillt werden. Dafür braucht es neue Technologien. Diese werden aber nicht ausreichen. Sie müssen durch Verhaltensänderungen der gesamten Gesellschaft unterstützt werden. Diese Transformation verglich Haberl mit dem Übergang der Agrar- zur Industriegesellschaft.
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(16.09.2021)