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Wie wir die Ressourcenwende schaffen

Eröffnungsrede von Präsident Rudolf Zrost am Fünften Nationalen Ressourcenforum

“Eine effektive Ressourcenwende ist von großer Bedeutung, um den Klimawandel und andere Umweltprobleme zu bekämpfen.“

Rudolf Zrost , Präsident Ressourcen Forum Austria
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Grußworte von Präsident Rudolf Zrost; Bildnachweis: Neumayr/RFA

Es ist uns allen bewusst, dass wir eine andere Art von Mobilität benötigen und dass erneuerbare Energien nicht nur notwendig sind, sondern geradezu unumgänglich. Dass diese Veränderungen nicht weit genug gehen, wenn wir unsere globale Gesellschaft in eine Ära innerhalb der planetaren ökologischen Grenzen führen wollen, wird allerdings oft übersehen.

Keine Klimarettung ohne Ressourcenwende

Denn neben der verbrauchten Energie für Licht, Wärme und Bewegung ist es vor allem der Ressourcenverbrauch für unsere Produkte und Infrastrukturen der zu massiven Umweltproblemen führt. Berechnungen des Weltressourcenrates zeigen, dass etwa die Hälfte der globalen Treibhausgasemissionen sowie 90 Prozent des Biodiversitätsverlusts und der Wasserknappheit auf die Gewinnung und Verarbeitung von Ressourcen zurückzuführen sind. Somit ist klar, dass eine effektive Ressourcenwende von großer Bedeutung ist, um den Klimawandel und andere Umweltprobleme zu bekämpfen. Die ökologische Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft ist deshalb unser gemeinsames Ziel.

Transformation

Dies geht nur, wenn wir auf Ressourceneffizienz (also „weniger ist mehr“) durch Kreislaufwirtschaft (also „Materialkreisläufe schließen“) und Bioökonomie (also “Ersatz von fossilen Rohstoffen durch nachwachsende Rohstoffe”) setzen. Alle drei Konzepte und ihre Maßnahmen sind miteinander verbunden und voneinander abhängig! Gemeinsam haben Sie eines: Die Achtsamkeit gegenüber dem Material, das uns die Natur zur Verfügung stellt, um unsere  Zivilisation in Schwung zu halten. Europa beginnt den grünen Umbau mit vielen einzelnen Schritten. Manche sind lästig, manche werden sich in der Rückschau auch als falsch herausstellen. Aber die Richtung stimmt. Denn die ökologische Transformation ist nicht nur eine wirtschaftliche Chance, sie muss sogar wirtschaftlich erfolgreich sein, wenn wir weltweit Nachahmer finden wollen. Dafür wurden in jüngster Zeit in Österreich und in Europa Strategien entwickelt – zuletzt die österreichische Kreislaufwirtschafts-Strategie. Betriebe, Gemeinden und Gesellschaft setzen bereits viele Maßnahmen, um eine effiziente Kreislaufwirtschaft mit Leben zu füllen. Motivierte Menschen, Fahrpläne und Zielsetzungen sind also vorhanden, was fehlt, ist eine gemeinsame positive Zukunftsvision.

Gemeinsame Vision

Doch haben wir diese Vorstellung vor Augen? Zumeist orientieren wir uns an Kennzahlen, berechneten Parametern und abstrakten Zielvorstellungen. Aber was heißen 1,5° oder 7 Tonnen? Was bedeutet das für unser tägliches Leben? Wir denken, die meisten können sich wenig darunter vorstellen. Und genau deshalb haben wir „Vision 2050“ als Thema des Fünften Nationalen Ressourcenforums gewählt. Vision deshalb, weil es zentral ist, das eigene Tun auf ein Ziel auszurichten. Nicht nur die Abwehr der aktuellen Probleme im Fokus zu haben, sondern eine positive Vorstellung einer Zukunft, auf die man sich freuen kann. 2050 deshalb, weil es uns nicht um den tagespolitischen Reparaturvorschlag geht, sondern wir gemeinsam diskutieren müssen, wie wir und vor allem unsere Nachkommen, in der Zukunft gut leben können; in einer Gesellschaft, die Wohlstand erwirtschaftet, ohne dabei die Umwelt zu opfern; in einer Gesellschaft, deren Wirtschaft leistungs- und wettbewerbsfähig ist, um alle Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger zu befriedigen und dafür die notwendigen Ressourcen so effizient einsetzt, dass die Umweltbelastungen deutlich unter den ökologischen Belastungsgrenzen liegen. Dafür gilt es die Wirtschaft unserer Industriegesellschaft als Maschine zu verstehen, die wir gemeinsam bedienen und deren Bauplan und Betriebsanleitung umgeschrieben werden muss. Von einer linearen Struktur auf eine zirkuläre Anordnung und für eine Wende zu ressourcenschonendem und zukunftsfähigem Leben und Wirtschaften in Wohlstand.

Woche der Ressourcenwende

Insgesamt vier Mal haben wir bereits ein Nationales Ressourcenforum ausgerufen. Das Fünfte Nationale Ressourcenforum fand diesmal im Mai 2023 statt und brachte die wichtigsten Stakeholder aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft zu Kreislaufwirtschaft und Ressourceneffizienz zusammen. Um die Diskussion – provokant ausgedrückt – nicht nur im Elfenbeinturm der Expert:innen zu diskutieren haben wir die Tagung diesmal in eine Themenwoche eingebettet – die internationale Woche der Ressourcenwende. In dieser trugen viele weitere Organisationen mit eigenen Veranstaltungen und Aktivitäten dazu bei, dieses wichtige Thema weit in Gesellschaft und Wirtschaft hineinzutragen.

50 Jahre nach „limits to growth”

Und das ist auch notwendig, denn etwas mehr als 50 Jahre nach dem Club-of-Rome Bericht „limits to growth” suchen wir immer noch nach einer Formel, wie wir Wohlstand, Werthschöpfung und eine intakte Umwelt in Einklang bringen können. Das zeigt uns die Notwendigkeit, dass wir den Mut haben müssen, alte Denkmuster zu durchbrechen und uns auf innovative Lösungen zu konzentrieren. Wir brauchen echte Veränderungen, um die Zerstörung unserer Umwelt zu beenden. Wie UN-Generalsekretär Antonio Guterres sagte: „We need disruption to end the destruction“. Ich freue mich, dass so viele Personen mit uns gemeinsam das Nationale Ressourcenforum und die gesamte Woche der Ressourcenwende zu einer inspirierenden und erkenntnisreichen Veranstaltung machen konnten. Und ich lade Sie herzlich ein, Teil des Ressourcen Forum Austria zu werden. Bringen auch Sie Ihre Ideen ein, lernen Sie von anderen und bauen Sie mit uns ein nachhaltiges Netzwerk, damit die Vision der Ressourcenwende keine Vision bleibt, sondern Realität wird!

Ihr
Rudolf Zrost

Fünftes Nationales Ressourcenforum
  • Der Text ist eine adaptierte Fassung der Begrüßungsrede von Präsident Rudolf Zrost am Fünften Nationalen Ressourcenforum, welches im Mai 2023 in Salzburg stattfand.
  • Mehr Informationen zum Fünften Nationalen Ressourcenforum finden Sie hier.

(24.08.2023)

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