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Zukunftsdialog Ressourcenwende

Nachbericht zum Zukunftsdialog Ressourcenwende im Rahmen der Woche der Ressourcenwende im Mai 2023 in Salzburg, u.a. mit Christian Berg, Honorarprofessor der TU Clausthal

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Christian Holzer, Rudolf Zrost, Alexander Janz und Christian Berg am Zukunftsdialog Ressourcenwende; Bildnachweis: Neumayr/RFA

Zum feierlichen Abschluss des Fünften Nationalen Ressourcenforums fand in Kooperation mit der Re-Source 2023 der gemeinsame Zukunftsdialog Ressourcenwende statt. Zu diesem Abschluss waren Expert:innen wie auch Interessierte geladen, um die Einblicke der zwei Konferenztage gemeinsam Revue zu diskutieren, aber auch den feierlichen Übergang zwischen Nationalem Ressourcenforum und Re-Source 2023 im Rahmen der internationalen Woche der Ressourcenwende zu zelebrieren. Der Abend begann mit Grußworten durch Rudolf Zrost, den Präsidenten des Ressourcen Forum Austria, und Christian Holzer, Leiter der Sektion Umwelt- und Kreislaufwirtschaft des BMK. Sie betonten die Relevanz des Nationalen Ressourcenforums und gaben einen Überblick über die vielfältigen Themen, die in den vergangenen zwei Tagen diskutiert wurden. Insbesondere hoben sie hervor, wie wichtig Ressourcenschonung sowohl für die Ökologie als auch für die Ökonomie ist. Die Kreislaufwirtschaft wurde als entscheidendes Instrument zur Vereinbarkeit von Wertschöpfung und Umweltschutz betont, und die Rolle von Unternehmen und der Wirtschaft als Partner für die Transformation wurde verdeutlicht. Das übergeordnete Ziel der Veranstaltung wurde klar definiert: Eine Ressourcenwende hin zu einem ressourcenschonenden und zukunftsfähigen Leben und Wirtschaften im Wohlstand.

Ist Nachhaltigkeit utopisch?

Im Anschluss an die Grußworte gab Christian Berg, Honorarprofessor an der TU Clausthal, seine inspirierende Keynote zum Thema „Ist Nachhaltigkeit utopisch? Wie wir Barrieren überwinden und zukunftsfähig handeln“. Zu Beginn stellte Berg die Frage, warum wir trotz globaler Bemühungen seit Rio-Konferenz 1992 immer noch weit von einer nachhaltigen Entwicklung entfernt sind. Er ging zunächst auf die Barrieren ein, die uns auf dem Weg zur Nachhaltigkeit begegnen, und analysierte anschließend, wie wir konkretes Handeln erreichen können. Dabei stellte er Prinzipien nachhaltigen Handelns vor, die dazu dienen, die Komplexität des Themas zu reduzieren und konkrete Schritte zu unterstützen. Berg betonte, dass Nachhaltigkeit als utopisches Ziel zu betrachten ist, das wir nie vollständig erreichen werden. Es bleibt jedoch ein unverzichtbarer Orientierungspunkt für unsere Handlungen. Er wies darauf hin, dass wir oft wesentlich besser wissen, was nicht nachhaltig ist, und dass wir uns darauf konzentrieren sollten, nicht-nachhaltige Entwicklungen zu vermeiden, um die Handlungsspielräume künftiger Generationen nicht einzuschränken. Dabei ist es wichtig, die Gründe für unsere Nicht-Nachhaltigkeit umfassend zu verstehen, ohne gleich eine perfekte Lösung zu beanspruchen.

Multikausale Nicht-Nachhaltigkeit

Ein zentraler Gedanke von Berg war die Erkenntnis, dass es verschiedene Gründe für unsere Nicht-Nachhaltigkeit gibt. Falsche Marktanreize, Politikversagen, fehlende Governance und moralische Defizite sind nur einige Beispiele dafür. Er betonte, dass eine Transformation zu mehr Nachhaltigkeit von vielen Faktoren abhängt und ein kollektives Handeln erfordert. Es ist nicht ausreichend, nur eine Barriere anzugehen. Es bedarf eines umfassenden Zusammenspiels von Akteuren auf verschiedenen Ebenen, um wirkliche Veränderungen zu bewirken. Das Zusammenspiel von systemischer Analyse mit konkreten Handlungen vieler Akteure ist dafür der Schlüssel. Oft fühlen sich Menschen angesichts der Komplexität der Probleme überfordert oder machtlos. Dennoch ist es dringender denn je, dass viele Menschen aktiv werden. Berg präsentierte Prinzipien nachhaltigen Handelns, die dazu dienen, die Komplexität zu reduzieren und konkrete Handlungen zu unterstützen. Diese Prinzipien dienen als Leitlinien für unseren Umgang mit der Natur, mit uns selbst als Person und Gesellschaft, um die Herausforderungen anzugehen und Fortschritte in Richtung Nachhaltigkeit zu erzielen. Abschließend betonte Berg, dass das Ziel der Nachhaltigkeit die Zukunft der Erde und des Menschlichen sein sollte. Er prägte den Begriff „Futeranity“ als Ausdruck für die Notwendigkeit, die langfristige Sicherung unserer Lebensgrundlagen zu gewährleisten. Er ermutigte die Teilnehmer:innen, umsichtig und ernsthaft nach Lösungen zu suchen, um dieses Ziel zu erreichen.

Dialog zur Ressourcenwende

Nach der beeindruckenden Keynote folgte eine lebhafte Diskussion zur Zukunft von Nachhaltigkeit, Kreislaufwirtschaft und Ressourcenwende mit Christian Holzer, Alexander Janz und Christian Berg, bei der die Gäste die Gelegenheit hatten, ihre Gedanken und Ideen zur Ressourcenwende auszutauschen. Der lebhafte Austausch zwischen Expert:innen, Teilnehmer:innen und Interessierten spiegelte das hohe Engagement und die Leidenschaft wider, die während des gesamten Nationalen Ressourcenforums zu spüren waren.

Kreislaufwirtschaft ist mehr als Recycling

In seinem Eingangsstatement stellte Alexander Janz fest, dass die zirkuläre Ökonomie einen Paradigmenwechsel darstellt und weit über das klassische Recycling hinausgeht. Kreislaufwirtschaft müsse breiter verstanden werden, und umfasse auch Wiederverwendung, Reparatur und längere Produktlebenszyklen. Dadurch werden Ressourceneffizienz und Klimaschutz vorangetrieben, wodurch die skizzierten Nachhaltigkeitsbarrieren überwunden werden können. Zwar könne man auf eine gut ausgebaute Recyclingwirtschaft stolz sein in Österreich und Deutschland, müsse aber diese noch konsequent zu einer umfassenden zirkulären Wirtschaftsweise ausbauen. Dabei verwies er auf Empfehlungen und knapp 50 konkrete Maßnahmenvorschläge, welche das Umweltbundesamt für die Politik erarbeitet hat. Christian Holzer ergänzte, dass die Einführung einer Kreislaufwirtschaft ein langfristiger Prozess ist, der kontinuierliche Anpassungen und Weiterentwicklungen erfordert. Die österreichische Kreislaufwirtschaftsstrategie, die vom Ministerrat beschlossen wurde, setzt dafür mit klaren Zielen einen Rahmen, um die Transformation voranzutreiben. Das Ziel ist es, bis 2050 eine umfassend nachhaltige Kreislaufwirtschaft umzusetzen. Dabei ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Politik, Wirtschaft und Gesellschaft entscheidend, um diese Vision zu verwirklichen.

Kreislaufwirtschaftsstrategie(n)

Im weiteren Verlauf der Diskussion wurde Alexander Janz gefragt, ob er sich bei der Entwicklung der deutschen Strategie auch von der österreichischen Kreislaufwirtschaftsstrategie inspirieren lassen wird. Janz erklärte, dass es wichtig ist, von den Erfahrungen anderer Länder zu lernen und bewährte Konzepte zu übernehmen. Die österreichische Strategie ist ein Beispiel für eine umfassende Herangehensweise, bei der Ressourceneffizienz, Wiederverwendung und Reparatur im Fokus stehen. Dies sind wichtige Elemente, die auch in die deutsche Strategie einfließen können, um die Nachhaltigkeitsbarrieren zu überwinden. Christian Holzer erläuterte dann, dass die österreichische Strategie auf den R-Grundsätzen als Leitfaden aufbauen, um so Kreislaufwirtschaft ganzheitlich zu adressieren. Außerdem beinhaltet die österreichische Strategie ein ambitioniertes 7-Tonnen Ziel. Dieses bezieht sich auf die Reduktion des durchschnittlichen Ressourcenverbrauchs pro Person auf 7 Tonnen pro Jahr bis 2050.

Ist der Kreislauf ausreichend?

Christian Berg wurde im Anschluss gefragt, ob die Kreislaufwirtschaft jenes Konzept sein könnte, mit der die aufgezeigten Nachhaltigkeitsbarrieren überwunden werden können? Berg betonte, dass die Kreislaufwirtschaft ein wichtiger Ansatz ist, um nachhaltiges Wirtschaften zu fördern. Allerdings reicht eine Diskussion dazu nicht aus. Es ist entscheidend, dass Unternehmen und Gesellschaft konkrete Maßnahmen ergreifen, um die Kreislaufwirtschaft in die Praxis umzusetzen. Dies erfordert eine Veränderung des Denkens und eine Integration von Nachhaltigkeitsprinzipien in alle Bereiche der Wirtschaft. Die zentralen Barrieren für die Fortentwicklung der deutschen Wirtschaft zu einer zirkulären Ökonomie sind dabei gar nicht so sehr technischer Natur, sondern mehr gesellschaftlicher. Es bedarf einer klaren politischen Vision, mehr Mut bei Politik und Unternehmen, der richtigen rechtlichen Rahmenbedingungen und einer engeren Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Akteuren, um die Kreislaufwirtschaft voranzubringen.

KMU und Kreislaufwirtschaft

Auf die Frage, wie mittelständische Betriebe für die Kreislaufwirtschaft zu begeistern wären, antwortete Christian Holzer, dass die Kreislaufwirtschaft auch für Unternehmen positive Aspekte biete. Sie ermöglicht Kostenersparnisse durch eine effizientere Nutzung von Ressourcen, stärke die Wettbewerbsfähigkeit und eröffne neue Geschäftsmöglichkeiten. Es sei besonders wichtig, den Unternehmen zu zeigen, dass die Kreislaufwirtschaft nicht nur ökologische Vorteile, sondern auch wirtschaftliche Chancen birgt. Christian Berg ergänzte die Wichtigkeit Unternehmen die langfristigen Vorteile und Potenziale der Kreislaufwirtschaft anhand von Best-Practice-Beispielen, Schulungen und Beratungsangeboten aufzuzeigen. Zudem sollten (steuerliche) Anreize geschaffen werden, um nachhaltiges Handeln zu belohnen und die Kreislaufwirtschaft attraktiver zu machen. Die Kreislaufwirtschaft könne in Teilen auch ein Arbeitsmarktmotor sein und neue Arbeitsplätze schaffe, so Alexander Janz, insbesondere in den Bereichen Reparatur, Wiederverwendung und Recycling. Dies erfordere aber Ausbildung und Begleitung der entsprechenden Branchen und Arbeitskräfte. Denn eine gelungene Transformation zu einer zirkulären Wirtschaft müsse immer auch eine sozial gerechte Transformation sein, war man sich einig.

Woche der Ressourcenwende
  • Die Veranstaltung war Teil der internationalen Woche der Ressourcenwende. Diese setzte ausgehend von Salzburg ein Zeichen für ressourcenschonendes Wirtschaften und Leben und bot Expert:innen und Interessierten an 5 Tagen zahlreiche Veranstaltungen rund um die gemeinsame Vision der Ressourcenwende. Durch inspirierende Vorträge, Vorstellungen von Vorzeigeunternehmen, Pioniergemeinden wurden Betriebe, Gemeinden und Bürger:innen für eine Zukunft voller Lebensqualität und Wertschöpfung innerhalb der planetaren Grenzen motiviert. Mehr Informationen zur Woche der Ressourcenwoche finden Sie unter: Internationale Woche der Ressourcenwende.

(26.08.2023)

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