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Zukunftskompetenz Stewardship

Keynote am Fünften Nationalen Ressourcenforum durch Petra Künkel, Mitglied des Exekutivkomitees des Club of Rome & Ehrenpräsidentin des Collective Leadership Institute zum Thema "Zukunftskompetenz Stewardship. Ein transformativer Führungsansatz zur Ressourcenwende".

“Wir brauchen ein neues Führungskonzept in Wirtschaft und Gesellschaft. Was es braucht? Den Abbau von Silodenken, weg mit dem Konkurrenzdenken und dafür Open Innovation, institutionenübergreifendes Change-Management und kollektive Führung.“

Petra Künkel , Mitglied des Exekutivkomitees des Club of Rome & Ehrenpräsidentin des Collective Leadership Institute
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Petra Künkel, Mitglied des Exekutivkomitees des Club of Rome & Ehrenpräsidentin des Collective Leadership Institute; Bildnachweis: Jaeggi

Transformationen zu Ressourceneffizienz, Kreislaufwirtschaft und Klimaneutralität stehen heute auf der Agenda vieler Unternehmen, öffentlicher Institutionen und Kommunen. Diese Herausforderungen erfordern Initiative, Zusammenarbeit und Zukunftsverantwortung, da sie nur gemeinsam bewältigt werden können. In ihrer Keynote zum Thema „Zukunftskompetenz Stewardship“ sprach Petra Künkel über einen neuen Ansatz der Führung, der Transformationsprozesse mit unterschiedlichen Akteuren effektiv und wirkungsorientiert gestalten kann. Der Wandel hin zu einer nachhaltigen Zukunft steht längst zentral auf der Agenda von Unternehmen und Institutionen. Die Herausforderungen der Welt sind lokal und global – sie reichen vom Klimawandel bis zum Rückgang der Ökosysteme, von Energieunsicherheit bis hin zu Wasserknappheit. Transformationen hin zu einer Welt in Balance erfordern mehr als ein Bekenntnis zu Unternehmenszielen. Sie brauchen Mut, Kooperation und Zukunftsverantwortung.

Grenzen des Wachstums

Die Vision aus „Grenzen des Wachstums“ besagte, dass bei richtigen Maßnahmen die Bevölkerung stabil bleiben würde, die industrielle Produktion in eine Kreislaufwirtschaft eingebettet wäre, Infrastruktur mit der Natur ausbalanciert wäre, Kapitalströme sinnvoll gesteuert wären, Ökosysteme bestens gehegt und gepflegt würden und Wohlstand gerecht verteilt würde. Die Frage ist, ob diese Vision damals unrealistisch war und ob sie es heute ist? Denn aktuell sind die planetaren Belastungsgrenzen in einigen Dimensionen bei weitem überschritten worden – und das birgt ein großes ökologisches, aber auch ökonomisches Risiko. Der Club of Rome hat über die Jahre verschiedene Berichte veröffentlicht, die wichtige Erkenntnisse zu globalen Herausforderungen liefern. Bereits 1972 erschien „Die Grenzen des Wachstums“, gefolgt von „Das 30-Jahres-Update“ im Jahr 2002. Der jüngste Bericht aus dem Jahr 2022 trägt den Titel „Earth for All: Ein Survivalguide für unseren Planeten“ und beinhaltet entscheidende Erkenntnisse zur Bewältigung der aktuellen Herausforderungen.

Earth4All – ein Survivalguide

Der Bericht „Earth4All“ verdeutlicht einige zentrale Erkenntnisse, die die Dringlichkeit von Maßnahmen zur Bewältigung globaler Probleme unterstreichen. Das gegenwärtige wirtschaftliche System fördert ökonomische Ungleichheit – es macht Reiche reicher und Arme ärmer – , treibt den Klimawandel voran und destabilisiert nicht nur Gesellschaften, sondern auch unseren Planeten. Wirtschaftliche Ungleichheit in Kombination mit dem Klimawandel führt zu sozialen Spannungen, Konflikten und damit auch zu erhöhter Migration. Die Treibhausgasemissionen steigen exponentiell, und einige planetare Belastungsgrenzen wurden bereits überschritten. Der Überkonsum, insbesondere von reichen Ländern, trägt maßgeblich zu diesen multiplen globalen Krisen bei. Es wird jedoch betont, dass Lösungen möglich sind, wenn sie ganzheitlich und interdisziplinär angegangen werden.

Fünf Kehrtwenden

„Earth4All“ identifiziert dafür fünf Kehrtwenden, die erforderlich sind, um unseren Planeten wieder in ein sicheres Fahrwasser zu bringen:

  1. die Beendigung von Armut,
  2. die Ermächtigung von Frauen,
  3. die Reduktion von Ungleichheit,
  4. den Einsatz regenerativer Energien und
  5. die Etablierung regenerativer und gesunder Ernährungssysteme.

Diese Kehrtwenden sind nicht nur miteinander verbunden, sondern erfordern auch eine umfassende Transformation unserer Gesellschaften
und Wirtschaftssysteme.

Stewardship - Ein neuer Führungsansatz für Transformationen

Wie können Führungskräfte diesen notwendigen Wandel strategisch gestalten? Dafür betonte Petra Künkel die Bedeutung von Stewardship, einer gemeinsam gelebten Verantwortung für eine sozialverträgliche, wirtschaftlich vitale und regenerative Zukunft. Stewardship beinhaltet das Change-Management in systemischen Akteurskonstellationen und stellt die Frage, wie der transaktive Wandel erfolgreich vorangetrieben werden kann. In diesem Kontext stellte Petra Künkel verschiedene Fragen, die Führungskräfte berücksichtigen müssen. Dazu gehören die Schaffung von Resonanz für transformativen Wandel, die Einbeziehung interner und externer Stakeholder, die Förderung von Innovation, die Verankerung von Zukunftsverantwortung als ethischen Ansatz und die Nutzung der kollektiven Intelligenz unterschiedlicher Sichtweisen und Kompetenzen.

Von isolierten Projekten zu Multi-Akteurs-Partnerschaften

Petra Künkel machte deutlich, dass die bisherigen Ansätze zur Bewältigung der globalen Herausforderungen nur begrenzte Wirkung erzielt haben. Fragmentierte Projekte und Initiativen, die isoliert voneinander durchgeführt wurden, konnten den notwendigen Wandel nicht ausreichend vorantreiben. Erst durch Multi-Akteurs-Partnerschaften und Transformationsnetzwerke wurde eine verbesserte und transformative Wirkung erzielt. Doch für eine transformative Systemänderung braucht es mehr als das. Es braucht ein Change-Management in systemischen Akteurskonstellationen, also wahres Stewardship! Es beinhaltet komplementär ausgerichtete institutionelle Maßnahmen und die kollektive Steuerung des Transformationsprozesses über Sektoren und Themen hinweg. Stewardship als Führungsansatz bedeutet, dass Führungskräfte ihre Verantwortung nicht nur für das eigene Unternehmen oder die eigene Organisation sehen, sondern auch für das Gemeinwohl und die Bewältigung globaler Herausforderungen, sich also als planetare Stewards verstehen. Denn Führung muss heute die großen Transformationsthemen zu einer nachhaltigen Zukunft ins Zentrum rücken

Take Home Messages
  • Die Bewältigung globaler Herausforderungen erfordert einen neuen Führungsansatz, der über isolierte Projekte und Einzelmaßnahmen hinausgeht.
  • Stewardship als Zukunftskompetenz ermöglicht es Führungskräften, den notwendigen Wandel strategisch zu gestalten und in systemischen Akteurskonstellationen voranzutreiben.
  • Die Einbindung interner und externer Stakeholder, die Förderung von Innovation und die Nutzung kollektiver Intelligenz sind dabei zentrale Elemente.
  • Nur durch ganzheitliches und interdisziplinäres Handeln können wir die notwendige Transformation zu einer nachhaltigen und regenerativen Zukunft erfolgreich umsetzen.
Fünftes Nationales Ressourcenforum
  • Der Text ist eine adaptierte Fassung der Keynote von Petra Künkel am Fünften Nationalen Ressourcenforum, welches im Mai 2023 in Salzburg stattfand.
  • Mehr Informationen zum Fünften Nationalen Ressourcenforum finden Sie hier.

(25.08.2023)

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