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Ressourcenwende. Ein gemeinsamer Fahrplan für Österreich

Welche Schritte und Strategien brauchen wir für eine Wende im Ressourcenkonsum? Damit Begriffe wie Ressourceneffizienz und Kreislaufwirtschaft nicht nur Schlagwörter bleiben, diskutierten hochkarätige Experten thematische Zugänge und Strategien.

Der Schlüssel ist Bildung

Auf Einladung von Bundesratspräsident Josef Saller veranstaltete das Ressourcen Forum Austria am 26. Jänner 2016 eine Expertenveranstaltung im österreichischen Parlament. Dabei wurden wichtige Meilensteine auf dem Weg aufgezeigt, welche notwendig sind, um mit immer knapper werdenden Ressourcen Wirtschaftswachstum und Wohlstand dauerhaft sicherzustellen. Denn, so war die einhellige Meinung: „Wir brauchen die Ressourcenwende!“ In seiner Begrüßungsrede betonte Josef Saller, der aktuelle Präsident des österreichischen Bundesrats, auf dessen Einladung das Ressourcen Forum Austria im hohen Haus war, die zentrale Bedeutung von Bildung für die Ressourcenwende. Das Thema muss verstärkt in den Schulen und tertiären Bildungseinrichtungen angekommen, aber auch die restliche Bevölkerung ist gefragt lebenslang Ihr „Ressourcenwissen“ aufzufrischen.

Wir brauchen die Ressourcenwende.

Rudolf Zrost, Präsident des Ressourcen Forum Austria und der Industriellenvereinigung Salzburg bekräftigte dies und betonte, dass gerade die Bewusstseinsbildung durch Information und Bildung im Fokus des Ressourcen Forums steht. Hier ist auch ein Schwenk des Diskurses notwendig. In der Ressourcenfrage solle man weniger eine Bedrohung, als eine Chance sehen. Die Notwendigkeit zum sorgsamen Umgang mit Ressourcen fördere Innovation und Unternehmergeist und hilft so den Kostenfaktor Material zu reduzieren und die Umwelt zu schonen. Ressourceneffizienz ist auch ein Schlüsselfaktor um sich von hohen und volatilen Weltmarktpreise unabhängig zu machen. Der geringere Einsatz von Ressourcen je Produkt ist ein Merkmal einer innovativen und kompetitiven Wirtschaft. In Zeiten von Ressourcenknappheit und steigenden Rohstoffpreisen stellt die glaubwürdige Beantwortung der Ressourcenwende somit einen Wettbewerbsvorteil dar.

Ressourcenproduktivität braucht Politik

Wolfram Tertschnig vom Lebensministerium konstatierte eine Trendwende in der Ressourcendebatte. War früher das Thema ausschließlich von Ökologen besetzt, so interessiere das Thema nun auch viele andere. Dies sei wichtig, denn „wollen wir die Ressourcenproduktivität erhöhen, brauchen wir Innovations-, Standort-, und Wettbewerbspolitik im Boot.“ Die derzeitige Bedeutung des Ressourcenverbrauchs jedes Österreichs verdeutlichte er mit Fakten aus dem aktuellen österreichischen Ressourcenberichts. Im europäischen Vergleich benötigt der Österreicher mit 22 Tonnen Material pro Jahr um fast 9 Tonnen mehr als der Europäer. In den letzten 20 Jahren hat sich die Rohstoffentnahme für die Produkte und Dienstleistungen des täglichen Lebens in Österreich fast verdoppelt. Im gleichen Zeitraum sank auch die Möglichkeit zur heimischen Rohstoffversorgung. Konnte man im Jahr 1995 noch die Hälfte der erforderlichen Rohstoffe im Inland aufbringen, so waren es im Jahr 2011 nur noch 14 Prozent. Mittlerweile kommt die Hälfte der Rohstoffe für unseren Konsum aus China, verdeutlichte Tertschnig. Ziel der österreichischen Ressourcenpolitik sei es daher den Ressourceneinsatz zu optimieren, Ressourcen zu schonen und Unternehmer wie Konsumenten davon zu überzeugen, dass man bei geringerem Ressourcenverbrauch nicht automatisch an Lebensqualität einbüßen muss. Ressourceneffizientes Wirtschaften spart Kosten und verbessert damit die Wettbewerbsfähigkeit, so Tertschnig.

Ressourcen Forum Austria als zentralen Netzwerkknoten etablieren

Josef Plank, designierter Generalsekretär der Landwirtschaftskammer Österreich und Vizepräsident der Initiative sieht das Ressourcen Forum Austria als wichtigen „Player“, wenn es darum geht, die Ressourcenwende in die Breite zu bringen. Plank verwies auf die bisherigen Aktivitäten wie die Organisation des 1. Nationalen Ressourcenforums, der Veranstaltung zum Thema Wasser und auf das in Planung befindliche Projekt der „Ressourceneffizienten Gemeinde“. Plank warnte davor, im Lichte der derzeit niedrigen Energiepreise die unausweichliche Ressourcenwende hinauszuschieben. Die bisherigen Schritte einer Kursänderung müssten konsequent weitergegangen werden. Das Ressourcen Forum Austria kann hier als Netzwerk der betroffenen Akteure wichtige Impulse setzen, so Plank.

Am Beispiel der Ressource Boden zeigte Kurt Weinberger, Vorstandvorsitzender der Österreichischen Hagelversicherung, die Dramatik des Themas auf. Mehr als 20 Hektar Lebensruam würden täglich versiegelt, so Weinberger, mit allen ökologischen, sozialen aber auch ökonomischen Nachteilen. Wertvolle Agrarböden werden unwiderbringlich einer landwirtschaftlichen Nutzung entzogen, der starke Flächenverbrauch verteuert Gewerbe- und Wohnimmobilien. Um diesen hohen Verbrauch einzudämmen brauche es eine bessere Raumordnungspolitik, eine verstärkte Nutzung leerstehender Gebäude bis hin zu steuerlichen Instrumenten der Mobilisierung bestehender, nicht genutzter Flächen

Österreichs Potentiale im Forst- und Holzsektor

Bei der Präsentation von Christian Helmenstein, Mitbegründer des Forums und Chefökonom der Industriellenvereinigung standen der nachwachsende Rohstoff Holz und dessen effizientere Verwendung im Zentrum. Er präsentierte die Ergebnisse einer vom Ressourcen Forum Austria in Auftrag gegebenen Studie zu den Potenzialen von nachwachsenden Rohstoffen aus dem Forst- und Holzsektor. Kernaussage der Studie ist es: Die primäre stoffliche und kaskadische Nutzung von Holz ist in Österreich stark vorherrschend, allerdings bestehen noch Potentiale zur Nutzung von Holzreststoffen aus industriellen Produktionsprozessen (zB der Zellstoff- und Papierindustrie, aber auch aus der Möbelfertigung und anderer Produktionssparten) – diese entspricht einer Menge von mehr als 25 Millionen Kubikmeter Reststoffe pro Jahr. Deren Nutzung bietet hohe Wertschöpfungspotentiale. Mögliche Produkte sind modernste Holzwerkstoffe, Dämm- und Schaumstoffe und innovative Verbundwerkstoffe. Auch die Weiterverarbeitung in sogenannten Bioraffinerien ist vielversprechend.

Ressourceneffiziente Gemeinde

Gemeindebundpräsident Helmut Mödlhammer gratulierte den Initiatoren zur Bewusstmachung des Themas Ressourcenverbrauch und verwies darauf, dass das Thema Ressourceneffizienz gerade für die österreichischen Gemeinden von hoher Bedeutung ist. Ob es sich um die Energieversorgung, um Verkehrsfragen, die Beschaffung, das Abfallmanagement oder um die Verwendung nachwachsender Rohstoffe im Bausektor handelt, die Gemeinden hätten hier hohe Verantwortung und Entscheidungskompetenz. Mit dem gemeinsamen Projekt „Ressourceneffiziente Gemeinde“, welches noch heuer starten wird, sollen die Gemeinden auf dem Weg zu einem schonenderen Umgang mit den Ressourcen unterstützt werden, so Mödlhammer.

Organisation

Die von Peter Mayer, Leiter des Bundesforschungszentrums Wald, mit hoher Qualität moderierte Veranstaltung zeigte auf, dass der Weg zu einer Ressourcenwende zwar ein weiter ist, mit der Information von Entscheidungsträgern aus Politik und Verwaltung jedoch ein wichtiger Meilenstein gesetzt wurde.

(25.03.2016)

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